Die Zinsen sind nach der jüngsten Leitzinssenkung erneut nach unten gegangen. Baugeld ist beispiellos günstig.

Stuttgart - Die Guthabenzinsen sind im vergangenen Vierteljahr noch einmal deutlich gesunken (zur Tabelle). Auf eine Trendwende kann man nach der Leitzinssenkung Anfang des Monates nicht hoffen, als die EZB den maßgeblichen Satz bei 0,75 Prozent festgelegt hat. Wer sich nicht scheut, sein Geld auch bei hierzulande weitgehend unbekannten Banken anzulegen, kann durchaus zwei Prozent oder mehr fürs Tagesgeld erzielen. Unerlässlich ist da aber, die Frage nach der Qualität der Einlagensicherung zu klären. Wer den Aufwand nicht scheut und Angebote für Neukunden oder neue Gelder nutzen will, kann ebenfalls bei einigen Instituten die Zweiprozentmarke beim Geldmarktkonto knacken, aktuell etwa bei der ING-Diba, der 1822-Direkt und der Wüstenrot Bank. Diese Angebote sind oft auf sechs Monate befristet, der Absacker, der dann folgt, ist groß, so dass die Gesamtjahresverzinsung weit unter den Lockangeboten liegt. Bestandskunden werden tendenziell häufiger mit Zinssenkungen konfrontiert als die heiß umworbenen Neukunden. Für Erstere gilt der reguläre Zinssatz, der auch in der nebenstehenden Tabelle aufgeführt ist. Die dort veröffentlichten Konditionen sollen prinzipiell für alle Leser und Leserinnen erhältlich sein.

 

Enttäuschend: noch immer liegt die Verzinsung bei vielen Tagesgeldkonten unter der Teuerungsrate. Die Sparer können die Geldentwertung nicht durch Zinsgewinne ausgleichen. Da die Inflation in Deutschland zuletzt gesunken ist, verbessern sich allerdings die Chancen, eine positive Realverzinsung zu erzielen. Im Jahresdurchschnitt 2011 belief sich die Teuerungsrate noch auf 2,3 Prozent. Konjunkturell bedingt ist sie im Juni auf 1,7 Prozent gesunken.

Die BW-Bank hat ihren „Spareckzins“ nach der EZB-Entscheidung um 0,10 Punkte auf 0,25 Prozent gesenkt. Sie orientiere sich zwar auch an der Politik der Notenbank, obwohl diese nur eine Nebenrolle für die Konditionengestaltung spiele. Wichtiger seien Referenzwerte wie der Interbankenzins Euribor, erklärte der Stuttgarter Marktführer.

Die langfristigen Kapitalmarktzinsen ziehen an

Auf die Baugeldzinsen wirkt sich die Leitzinssenkung in der Regel nicht aus, weil Banken ihre Hypotheken langfristig refinanzieren, über Pfandbriefe und Anleihen und nicht über kurzfristiges Notenbankgeld. Einen Zinsanstieg könnte es gleichwohl geben. Die langfristigen Kapitalmarktzinsen ziehen wieder an. Einige Finanzexperten, wie der Baugeldvermittler Interhyp, halten sogar drei Prozent Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen im nächsten Jahr für möglich. Aktuell liegt der Zinssatz bei rund 1,16 Prozent. Robert Haselsteiner, der Gründer der Münchner Interhyp, begründet seine Prognose mit den wachsenden Lasten, die Deutschland innerhalb der Eurostaaten zu tragen hat. „Mit jedem EU-Gipfel, bei dem Frau Merkel wieder einen Schritt Richtung Transferunion macht, wird sich diese Tendenz erhöhen“, schreibt Haselsteiner in einer Analyse für das Webportal baulinks.de.

Der möglicherweise kommende Anstieg bei den Immobilienkreditzinsen sollte aber niemanden zu überhasteten Entscheidungen verleiten. Davor warnt der unabhängige Marktanalyst Max Herbst. Banker und Vermittler riefen unter Umständen den Anfang vom Ende der fallenden Zinsen aus, verbunden mit Botschaft: Wer jetzt nicht abschließt, muss mit etlichen Tausend Euro an zusätzlichen Finanzierungskosten rechnen. Ob tatsächlich eine Zinswende eingetreten sei, wisse niemand. Vor Vertragsabschluss sollten Haus- oder Wohnungskäufer möglichst zwei Angebote bei der Konkurrenz einholen, rät Herbst.

Der von seiner Gesellschaft erstellte FMH-Index zeigt bei den Zinsen für 15-jährige Baudarlehen seit ihrem historischen Tiefstand Anfang Juni einen leichten Anstieg von 2,97 auf 3,11 Prozent. Bei zehnjährigen Krediten fiel das Plus von 2,60 auf 2,64 Prozent merklich geringer aus. Dies ist jedoch in einer mehrmonatigen Betrachtung nur ein kleiner Haken. Die BW-Bank sieht ihre Preise bei Baufinanzierungen immer noch auf einem Tiefststand. Nach der EZB-Entscheidung seien Zehn-Jahres-Darlehen effektiv um 0,13 Punkte auf 2,69 Prozent verbilligt worden.