Markus Lanz zweifelt in der Corona-Politik die Loyalität von Markus Söder gegenüber Armin Laschet an – und Söder keilt zurück: „Sie sind darauf aus, Ärger zu machen.“

Stuttgart - Wie geschlossen sind die Reihen in der Union eigentlich in der Corona-Politik? Da einige Bruchlinien aufzuzeigen zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet, das war am Mittwochabend im ZDF ein sportliches Anliegen für Markus Lanz. Der CSU-Chef war zugeschaltet und legte erneut seinen Wunsch nach einer härteren Linie im Kampf gegen das Virus dar.

 

Söder drängt auf Tempo

Nein, es gebe keine Impfpflicht, aber man solle den Vollgeimpften bald „maximale Freiheit“ gewähren und wer die Impfung ablehne, der müsse die Tests künftig selbst bezahlen. „Wer partout nicht will, und ich respektiere das, der muss auch die Konsequenzen tragen und die Verantwortung übernehmen.“ Noch vor der Bundestagswahl müsse über die Frage nach den Kosten der Tests entschieden werden. Im übrigen dränge er auf die Testpflicht für Urlaubsrückkehrer, die sei ja von den Ministerpräsidenten längst angedacht gewesen aber erst für die Zeit nach dem 11. September. „Das wäre zu spät, da ist die Ferienzeit längst vorbei.“

Ein „Strömungsabriss“ in Bayern

Mit Blick auf den Herbst warnte Söder vor einer Verschlechterung der Situation und forderte das Robert-Koch-Institut auf, „klare Vorgaben“ zu machen, ab welcher Inzidenz denn das Gesundheitssystem nun überlastet sei und wann nicht. Man habe in Bayern bei den Impfungen einen „echten Strömungsabriss“. Waren im Juni noch zwei Millionen Menschen im Freistaat geimpft worden, so seien es im Juli nur noch 130.000 bis 140.000 gewesen, alle niederschwelligen Angebote hätten da wenig gebracht. „Was mich ärgert ist, dass wir genügend Impfstoff haben, um in 80 oder 90 Tagen alle über zwölf Jahren durchzuimpfen, aber das klappt wohl nicht.“

Erneut Kritik an der Stiko

Mit einer erfolgreichen Durchimpfung könnte man im Herbst mit einem „frischen Lebensgefühl“ die Schulen öffnen. Im übrigen wäre eine geänderte Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission bezüglich der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen jetzt hilfreich.

Markus Lanz hielt dem CSU-Chef dann Worte von Armin Laschet vor, wonach es nicht angehe, beim Impfen auf die Menschen auch „indirekt Druck zu machen“ und man solle Impfunwillige nicht alle „in eine komische Ecke“ rücken. Ob es denn nicht mal in der eigenen Partei einen Konsens gebe, wollte Lanz wissen. Söder meinte daraufhin, dass es, wenn es um die Zukunft Deutschlands gehe, er Laschet voll und ganz unterstütze. Aber dieser Wahlkampf sei geprägt von „Nebensächlichkeiten“ wie hier einem Lebenslauf und da einem Lacher.

Unionswahlkampf „könnte besser werden“

Auch in der Frage des Wahlkampfstils erkennt Lanz Brüche in der Union: Söder habe ja vor ein paar Tagen gesagt, die Union könne nicht „mit dem Schlafwagen“ ins Kanzleramt fahren. Der meinte daraufhin, der Wahlkampf plätschere so vor sich hin und man könne die Mobilität auch überdenken und „ein Stück besser werden“.

„Nicht schön, wie Sie da reden“

Schließlich kam es zum verbalen Knall zwischen Moderator und Politiker, als Lanz Söder erneut mangelnde Unterstützung für Laschet vorwarf: „Sie sind darauf aus, Ärger zu machen“, sagte der CSU-Vorsitzende zu Lanz. Der konfrontierte Söder daraufhin noch mit Widersprüchen von Laschet in der Frage von Steuersenkungen zum Unions-Wahlprogramm, woraufhin Söder sagte, dass er sich ans Wahlprogramm halte und im übrigen „ein braver und treuer Wahlkämpfer“ sei, was Lanz dann fassungslos machte: „Herr Söder, ich habe noch nie so viele kleinere Schummeleien in einem Satz gehört wie in diesem.“ Dass er, Söder, ein treuer Wahlkämpfer sei, das glaube er ja wohl selber nicht. Söder meinte, das sei jetzt „nicht schön“ wie Markus Lanz da rede.