Nach dem 0:5-Debakel beim 1. FC Heidenheim hat sich der 1. FC Nürnberg von Trainer Markus Weinzierl getrennt. Das gab der Fußball-Zweitligist am Montag bekannt. Beim Trainerposten setzt der FCN auf eine interne Lösung.

Der 1. FC Nürnberg hat sich nach dem Debakel von Heidenheim von Trainer Markus Weinzierl getrennt. Das gab der abstiegsbedrohte Fußball-Zweitligist am Montag bekannt. Weinzierl (48) hatte erst im vergangenen Oktober die Nachfolge des beurlaubten Robert Klauß übernommen. Nach der Trennung hat sich Sportvorstand Dieter Hecking zum Retter ausgerufen und gibt bei den abstiegsbedrohten Franken ein eigentlich nicht mehr geplantes Comeback als Coach. Der zuletzt als Funktionär glücklose DFB-Pokalsieger von 2015 riskiert mit der Rückkehr an die Seitenlinie beim taumelnden Fußball-Zweitligisten sogar seinen Bürojob.

 

„Wenn er diesen Schritt tut, geht er in gewisser Weise natürlich all in. Er muss nicht seinen Job retten, aber stellt seinen Job auch zur Disposition. Das muss man offen sagen“, räumte der Nürnberger Aufsichtsratschef Thomas Grethlein am Montag bei der Pressekonferenz ein, auf der sich Hecking selber als Hoffnungsträger präsentierte.

Weinzierl nach nur 139 Tagen im Amt freigestellt

Der Sportvorstand mit längerfristigem Funktionärsvertrag in Franken war auf der Rückfahrt nach dem 0:5-Desaster beim 1. FC Heidenheim am Sonntag zum Entschluss gekommen, dass Weinzierl den Verein verlassen müsse. „Puh, war das wenig“, lautete Heckings Einschätzung der jüngsten Nürnberger Leistungen.

Dem „schleichenden Tod“ auf dem Rasen wollte der 58-Jährige nicht mehr zusehen. Und so stellte er Weinzierl nach nur 139 Tagen im Amt frei. Nach der Trennung von Robert Klauß war es schon die zweite Beurlaubung beim „Club“ an der Seitenlinie in dieser Saison. „Ich sehe, dass wir mit einem Auto in die Sackgasse reinfahren und die Wand ist kurz davor. Ich bin nicht einer, der wartet, bis das Auto vor die Wand fährt“, meinte Hecking.

Weinzierl hatte erst im vergangenen Oktober die Nachfolge von Klauß übernommen. Zum damaligen Zeitpunkt hatten die Nürnberger nach zehn Spieltagen nur zehn Zähler auf ihrem Konto. Nun liegt das Krisenteam auch nur mit 22 Punkten nach 21 Spieltagen auf dem 13. Tabellenplatz. Der Vorsprung auf Relegationsrang 16 liegt bei nur zwei Zählern.

Trainerkarriere eigentlich für beendet erklärt

„Ich habe das Selbstvertrauen zu sagen, dass ich es schaffen kann, diese Mannschaft in die richtige Bahn zu lenken“, verkündete Hecking, der seine Trainerkarriere eigentlich für beendet erklärt hatte. Nach seinem Abschied als Coach beim Hamburger SV im Sommer 2020 war der frühere Profi Sportvorstand in Nürnberg geworden.

„Es war in meiner Lebensplanung nicht mehr vorgesehen, dass ich auf die Trainerbank zurückkomme“, räumte Hecking nun ein. „Ich habe einmal nein gesagt, und jetzt sitze ich hier und muss das Nein aufweichen in ein Jein.“

Weinzierl und Hecking waren unterschiedlicher Ansicht über die Qualität des Kaders. Hecking traut dem Traditionsverein deutlich mehr als Platz 13 zu - im Sommer hatte er schließlich auch das erste Tabellendrittel als Ziel ausgegeben. Weinzierl fand: Der aktuelle Status in der Tabelle spiegele das Potenzial der Mannschaft wider. „Der Kritik an der Kaderzusammenstellung muss ich mich stellen“, sagte Hecking.

„Ich war von der Entscheidung heute Morgen schon sehr überrascht. Es gab gestern noch in Heidenheim die klare Ansage, dass ich gegen Sandhausen auf der Bank sitze. Was dann am Abend und in der Nacht noch passierte, dass Dieter Hecking seine Meinung änderte, kann ich nicht nachvollziehen“, erzählte Weinzierl der „Bild“ nach seiner Freistellung.

Auch über externe Trainer-Lösungen diskutiert

Hecking sprach von seinem „Bauchgefühl“, das ihm schließlich die Trennung von dem langjährigen Augsburger Trainer nahegelegt habe. „Wenn einer meint, der Hecking geht mit den Jungs übers Wasser und damit wird alles besser - das wird nicht der Fall sein“, warnte Hecking. Die Rettung vor dem Absturz in die Drittklassigkeit traut er sich dennoch zu. Der Verein hat auch externe Trainer-Lösungen diskutiert. Am Ende war Hecking aber dem Aufsichtsratschef zufolge die „beste Lösung“, schließlich koste er nichts extra und verfüge über eine „Kaltstartkompetenz“, da er nah an der Mannschaft dran war.

Heckings Assistent beim DFB-Pokal-Viertelfinalisten wird U23-Trainer Cristian Fiel. Dies sei die „neue Konstellation bis zum Saisonende“, betonte der neue Cheftrainer selbst. Die Doppelfunktion werde es nur bis zum Sommer geben, versicherte auch Grethlein.

Das ultimative Krisenduell steigt am Samstag (13.00 Uhr). Dann empfängt der 1. FC Nürnberg den SV Sandhausen. Der Tabellenletzte hatte sich schon am Sonntag von Trainer Alois Schwartz getrennt - dessen Retterlösung heißt nun Tomas Oral.