Der VfB Stuttgart hat in Markus Weinzierl einen neuen Trainer – und sollte nun Rahmenbedingungen schaffen, die eine langfristige Zusammenarbeit möglich machen, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Zwei Tage hat es gedauert – nun hat der VfB Stuttgart einen Nachfolger für den geschassten Tayfun Korkut gefunden: Markus Weinzierl übernimmt das Traineramt beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. Abzüglich der Interimslösungen ist der 43-jährige Straubinger der 15. Versuch des Clubs innerhalb von zehn Jahren, eine Dauerlösung auf diesem Posten hinzubekommen. Das allein zeigt, worauf es nun ankommt.

 

Auf den neuen Coach, sicher. Weinzierl war fast eineinhalb Jahre ohne Job und sollte vor Energie sprühen, um das fortzuführen, was er vor allem in Diensten des FC Augsburg gezeigt hat. Dort hat er bewiesen, dass er den Kampf gegen den Abstieg beherrscht, eine Mannschaft über Jahre aufbauen und ein Team entwickeln kann – nicht im Hurra-Stil, aber mit einer Spielphilosophie, die eine hohe Intensität garantiert. Genau das ist beim VfB Stuttgart gefragt, dessen Mehrjahresplan vorsieht, dass der Verein sich wieder im oberen Drittel der Tabelle etabliert.

Eine Entwicklung braucht Kontinuität

Um dies Ziel zu erreichen ist aber nicht nur der Trainer gefordert. Präsident Wolfgang Dietrich hat Kontinuität auf den Schlüsselpositionen einst als Ziel ausgerufen – dazu muss auch ein Trainer gehören, der gemeinsam mit dem Sportvorstand langfristig plant und umsetzt. Der stete Wandel auf der Trainerbank mag ein Merkmal der Branche sein, wie es der Clubchef zuletzt lapidar bemerkte, förderlich für die Entwicklung eines Vereins ist er nicht. Das hat gerade der VfB Stuttgart in den vergangenen Jahren bewiesen.

Was es braucht, um mit einem Trainer eine Ära zu gestalten? Eine klare fußballerische Idee, auf die sich alle handelnden Personen verständigen, hinter der sie auch in schwierigen Zeiten stehen – und auf die das kickende Personal ausgerichtet ist. Eine realistische Anspruchshaltung – auch sie muss von allen im Verein mitgetragen werden. Ein Team, das nicht Jahr für Jahr umgekrempelt werden muss, sondern immer wieder sinnvoll ergänzt und verstärkt werden kann. Und ein Coach, der seinerseits den Club nicht nur als Arbeitgeber für die nächsten Monate versteht, sondern ebenfalls langfristig plant und volle Identifikation vorlebt.

Am VfB Stuttgart und Markus Weinzierl liegt es nun, von einer Zweckgemeinschaft im Kampf gegen den Abstieg zu einer zielorientierten und erfolgreichen Partnerschaft für länger zu werden. Der kantige Bayer war womöglich nicht die erste Wahl (Ralph Hasenhüttl galt als Traumlösung), eine vernünftige ist er allemal. Der Neue hat eine faire Chance verdient – nutzen sollte sie vor allem der VfB Stuttgart.