Ein Häftling des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantánamo Bay könnte in Baden-Württemberg aufgenommen werden. Die Angehörigen des Marokkaners Chekkouri leben im Südwesten und hatten sich um dessen Freilassung bemüht. Doch die Aufnahme braucht Vorbereitung.

Ein Häftling des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantánamo Bay könnte in Baden-Württemberg aufgenommen werden. Die Angehörigen des Marokkaners Chekkouri leben im Südwesten und hatten sich um dessen Freilassung bemüht. Doch die Aufnahme braucht Vorbereitung.

 

Stuttgart - Bei dem Guantánamo-Häftling, der in Baden-Württemberg aufgenommen werden könnte, handelt es sich um den Marokkaner Younous Chekkouri. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag aus Sicherheitskreisen. Das Land hatte bereits vor einem Monat seine grundsätzliche Bereitschaft zur Aufnahme des Mannes bekundet. Nach dpa-Informationen wären für seine Übersiedlung nach Deutschland umfangreiche Vorbereitungen nötig. Zumindest anfangs gehören eine Überwachung und intensive Betreuung dazu. Außerdem muss noch die Frage der Kosten zwischen Bund und Land geregelt werden.

Über die geplante Aufnahme des Häftlings aus dem umstrittenen US-Gefangenenlager Guantánamo Bay hatte zuerst der „Spiegel“ berichtet. Danach sind Chekkouris Angehörige deutsche Staatsbürger und leben im Südwesten. Laut früheren Angaben von „Zeit online“ hatten sich Chekkouris Tante und Onkel intensiv um dessen Freilassung bemüht.

Derzeit prüft die Bundesregierung die Anfrage der US-Regierung vom 13. Mai auf Aufnahme der Marokkaners und wird sich dann gegebenenfalls an das Stuttgarter Innenministerium wenden. Voraussetzung für die Übersiedlung ist eine Sicherheitsüberprüfung, die eingeleitet werden soll, sobald ein förmliches Ersuchen aus den USA vorliegt. Ein Sprecher des Innenministeriums in Stuttgart sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa: „Wir werden ergebnisoffen prüfen, sobald das Innenministerium eine Anfrage bekommt“.

Obama will das Gefangenenlager Guantánamo mittelfristig schließen

Deutschland hatte zuletzt im Jahr 2010 zwei Guantánamo-Häftlinge aufgenommen, einen Palästinenser und einen Syrer. Bereits im Jahr 2006 kehrte der gebürtige Bremer Murat Kurnaz nach mehr als viereinhalb Jahren in dem Gefangenenlager als freier Mann nach Deutschland zurück.

Bevor der Marokkaner aber einreisen kann, sind aus rechtlichen Gründen umfassende Maßnahmen zu treffen. So muss das Bundesinnenministerium zunächst die Aufnahme verfügen. Zudem müsse sichergestellt werden, dass Chekkouri seinen Glauben in einer Moschee leben könne, die nicht radikal ist, hieß es aus Sicherheitskreisen. Außerdem müsse noch an der Integration des Mannes gearbeitet werden. Er müsse Deutsch lernen und brauche Arbeit, um selbstständig leben zu können.

Wie der „Spiegel“ berichtet hatte, wurde Chekkouri 2001 in Pakistan festgenommen und dann über Afghanistan nach Guantánamo gebracht. Seit Jahren stufe ihn das US-Militär als ungefährlich ein. Eine Ausreise nach Marokko habe der Häftling jedoch abgelehnt, weil er dort Gefangenschaft und Folter fürchte. Im Gefängnis im afghanischen Kandahar hatte Chekkouri 2002 laut dem „Spiegel“ auch Murat Kurnaz kennengelernt. Dem „Spiegel“ beschrieb der in Bremen aufgewachsene Kurnaz Chekkouri als „netten, fröhlichen Menschen, der überleben und wieder nach Hause wollte“.

US-Präsident Barack Obama will das Gefangenenlager Guantánamo mittelfristig schließen. Anfang des Jahres wurden dort noch rund 150 Häftlinge festgehalten.