Martin Suters Roman „Der Koch“ war ein Bestseller. Nun gibt es die Geschichte vom Catering für Liebesmüde auch als Film. Der Regisseur Ralf Huettner lädt uns dabei viel auf den Teller. Lässt sich das auch gut verdauen?

Andrea (Jessica Schwartz) ist hin und weg! Gerade hat sie das köstlichste Gericht ihres Lebens verzehrt, gelierte Spargel-Ghee-Phallen, eine Kreation aus der Molekularküche. In wilder Aufwallung stürzt sie sich auf den verdutzten Koch des erotischen Schmauses.

 

Filme über das Kochen und die Liebe hat man schon häufiger gesehen. Der schwedische Regisseur Lasse Hallström etwa tischte bisher schon zwei süßliche Geschichten über den Zusammenhang von leiblichem und seelischem Wohl auf: „Chocolat“ (2000) und kürzlich „Madame Mallory und der Duft von Curry“ (2014). Marco Ferreri schlug im 1973 kontrovers aufgenommenen Film „Das große Fressen“ einen wesentlich härteren Ton an, ebenso Peter Greenaway in „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ (1989). Beide verbinden das Essen mit dem Ekel und sogar mit dem Tod ihrer Figuren.

Solch radikale Ansätze aber sind eher selten. In seinem schlicht „Der Koch“ betitelten Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Martin Suter beruht, versucht Ralf Huettner nun Themen wie Gewalt und Tod, Liebe und Sex zu einer leichten Melange zu verbinden.

Catering für Liebesmüde

Nachdem Andrea sich ihren erotischen Gelüsten hingegeben hat, macht sie Maravan (Hamza Jeetooa), dem Koch herzhafter Schweinereien, ein Angebot, dass der Tamile trotz seiner strengen Moral nicht ablehnen kann: Unter dem vielsagenden Namen „Love Food“ eröffnen die beiden einen Cateringservice für liebesmüde Paare.

Maravan aber, zuvor schikanierte Küchenhilfe in einem Züricher Luxuslokal, bedrücken große Probleme. Die Familie des Flüchtlings, die noch immer unter dem Bürgerkrieg in Sri Lanka leidet, braucht dringend Geld. Und auch Maravans Traum vom eigenen Restaurant droht zu zerplatzen. Andreas Idee kommt da wie gerufen.

Wovon Huettner in „Der Koch“ erzählt, ist zunächst einmal interessant. Allerdings – das mag auch Schuld der literarischen Vorlage sein – ist alles ein bisschen zu viel. Zu schnell wechselt der Tonfall von komisch überdreht zu melodramatisch überspannt. Eine tragische Familiengeschichte, mehrere Beziehungskisten, das Elend der Asylbewerber in der Schweiz, der Terrorismus der Tamil Tigers, die Abrechnung mit skrupellosen Waffenschiebern: bald zerfließt Huettners Film wie die schlecht gebundene Sabayon von Maravans Chef. Hätte Huettner Suters Buch abgespeckt, wäre das Ergebnis wohl bekömmlicher.

Der Koch. Deutschland, Schweiz 2014. Regie: Ralf Huettner. Mit Hamza Jeetooa, Jessica Schwarz, Yrsa Daley-Ward, Hanspeter Müller-Drossaart. 106 Minuten. Ab 12 Jahren.