Beim Martini-Markt am 12. November im MGV-Vereinsheim Berger Plätzle in Stuttgart-Berg treten die jungen Sänger mit einem ukrainischen Kinderchor auf.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Im Jahr 2020 schien das Schicksal des traditionsreichen Männergesangvereins Stuttgart-Berg schon besiegelt, da scharte sich ein neues Team um die neue Vorsitzende Luisa Händle, um den Verein mit seinem Vereinsheim am Rande des Parks der Villa Berg zu retten. Heute summt und brummt es da das Jahr über: Jung und alt kommen zusammen, es gibt die verschiedensten Aktivitäten, und gesungen wird mehr denn je, Corona zum Trotz. Was da jetzt alles möglich ist – beim Berger Martinimarkt am 12. November gibt es viel zu erleben zwischen 15 und 19 Uhr auf dem Gelände vom Berger Plätzle. Auch die Heiland-Gemeinde ist Mitveranstalter.

 

Der Stadtteil ist enorm gewachsen

Dieser Verein und sein Vereinsheim sind ein wichtiger Anker für den kleinen Stadtteil, dessen Einwohnerzahl stark gestiegen ist: Seit einigen Jahren ist schon das Gelände der ehemaligen Frauenklinik bebaut, inzwischen sind auch die Häuser auf den einst großen Parkplatzflächen neben dem Mineralbad Berg fertig und die Wohnungen bezogen. Doch Zahlen allein sagen nichts über Lebensqualität und Nachbarschaftlichkeit aus, das Miteinander der alten und der neuen Stadtteilbewohner muss erst mal gelingen.

Ein guter Weg sind die Angebote für die Jüngsten im Stadtteil, etwa in Gestalt des Kinderchors Rotkehlchen. 17 junge Stimmen sind das derzeit zwischen fünf und sieben Jahren, die einmal in der Woche zusammenkommen zu spielerischem Stimm- und Atemtraining, um Spaß und Bewegung zu haben und um zu singen. Das Engagement der Dirigentin Julia Kammerlander findet Beachtung: Der Kiwanis-Frauenclub Stuttgart/Württemberg unterstützt dies mit 5000 Euro, ein ordentlicher Batzen aus dem Fördertopf, den sich die Damen mit viel Eigenengagement erarbeiten. „Damit können wir diese Dirigentenstelle ein Jahr lang finanzieren“, so Händle: „Es spricht sich herum, dass hier bei den Rotkehlchen eine tolle Atmosphäre zum Singen und zum Miteinander herrscht.“

So hat im Berger Plätzle nun auch ein Chor mit ukrainischen Kindern seine Heimat gefunden. Händle: „Die Kinder kommen aus der ganzen Stadt zu uns, das läuft sehr gut“. Und als Beweis dafür gibt es beim Martini-Markt einen gemeinsamen Auftritt mit den Rotkehlchen. Dieser Chor wird von der Bürgerstiftung unterstützt. Und wer wissen will, wer der Kiwanis-Frauenclub ist und was die so machen – auch sie sind beim Martini-Markt mit einem Stand vertreten. Kiwanis stammt aus der Indianer-Sprache, lässt sich übersetzen etwa mit Freude haben, aktiv zu sein. Diese Clubs gibt es weltweit in mehr als 100 Ländern, doch das Engagement ist vor allem auf die jeweiligen Standorte bezogen. Der Stuttgarter Club ist einer von etwa 145 in ganz Deutschland. Soziale Verantwortung und gesellschaftspolitisches Engagement stehen da ganz oben auf der Agenda.

Ukrainischer Kinderchor probt im MGV-Heim

Eine Stuttgarterin des Jahres

Mit solch einem Mix aus Ehrenamtlichkeit und Unterstützung durch die Stadt und andere Förderer funktioniert lebendige Stadtteil-Kulturarbeit. Händle etwa wurde im vergangenen Jahr eine der drei „Stuttgarter des Jahres“-Personen. „Mit dem Preisgeld haben wir eine neue Außenbestuhlung der Gastronomie finanziert“, so Händle.

Die Publikumsresonanz macht Mut, die Gäste fühlen sich so wohl, dass eine Öffnung der ehrenamtlich betriebenen Gastronomie bis Ende November erwogen wird, dann natürlich drinnen. Und da kann der Verein inzwischen 400-Euro-Kräfte einsetzen zur Entlastung. Händle: „Das erleichtert das Planen“. Es sind dann eben nicht immer dieselben Vereinsmitglieder, die zur Mithilfe aufgefordert werden. Ein Besuch des „Berger Plätzle“ gehört wieder zum guten Ton im Stadtteil. Das gilt auch für die Besucher des benachbarten Seniorenheims.