Sollte sich der Gemeinderat tatsächlich für die Maschinenfabrik-Esslingen-Straße entscheiden, wäre das ein Armutszeugnis – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Mal ehrlich: würden Sie gerne in der Maschinenfabrik-Esslingen-Straße, 73728 Esslingen leben? Das klingt nicht nur furchtbar sperrig, sondern auch nach düsterstem Industriezeitalter-Ambiente, nach Öl und rauchenden Schloten zu Beginn der Industrialisierung.

 

Sicher, die bereits in der Neuen Weststadt eingezogenen Esslinger Neubürger brauchen dringend eine Entscheidung zum Namen für die bisher nur umgangssprachlich als Südtangente bezeichnete Straße entlang der Bahngleise, um sich endlich Ausweise ausstellen lassen zu können. Richtig ist, dass die zunächst ins Spiel gebrachte Bertha Benz wegen ihrer Nähe zur politischen Elite im Dritten Reich keine gute Wahl wäre. Ob aber die Maschinenfabrik Esslingen, die im Dritten Reich mehr als 2300 Zwangsarbeiter und 373 Kriegsgefangene für sich hat arbeiten lassen, eine bessere ist, ist mehr als fraglich.

Dass es aber wirklich keine andere Frau mit Esslingen-Bezug geben soll, die es verdient hätte, in einem Straßennamen verewigt zu werden, das kann man einfach nicht glauben. Sollte sich der Esslinger Gemeinderat wirklich für die Maschinenfabrik-Esslingen-Straße entscheiden, wäre das ein grandioses Armutszeugnis.