Hass auf die USA, auf Schwule oder psychisch krank? Oder alles zusammen? Die Motive des Todesschützen von Orlando geben den Behörden noch Rätsel auf.

Orlando - Nach dem verheerenden Massaker in einem Schwulenclub in Orlando rätseln die Behörden über die Beweggründe des mutmaßlichen Attentäters. Das FBI geht Hinweisen auf ein extremistisches Motiv nach. Angehörige des bei der Erstürmung des Clubs getöteten Omar Mateen beschrieben ihn als psychisch krank und homophob. Ein Radiosender der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnete den 29-Jährigen am Montag als „einen der Soldaten des Kalifats in Amerika“.

 

Am Sonntag hatte der Bewaffnete in dem Club Pulse im US-Staat Floridas um sich geschossen und mindestens 50 Menschen getötet sowie 53 weitere verletzt. Das Attentat gilt als das schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren Geschichte der USA und löste weltweit Entsetzen aus. In der Nacht zu Montag wurden Dutzende Leichen geborgen und in die Gerichtsmedizin gebracht, wie die Behörden mitteilten.

Bei dem Täter handelt es sich mutmaßlich um einen 29-Jährigen amerikanischen Bürger aus Fort Pierce im US-Staat Florida. Seine Familie stammte aus Afghanistan, er selbst wurde in New York geboren. Der Radiosender Al-Bajan, ein Medienkanal des IS, pries das Attentat und erklärte, Ziel des Angriffs sei ein Zusammentreffen von Christen und Schwulen gewesen. Es sei die verheerendste Tat auf US-Boden seit den Terrorangriffen vom 11. September 2001, hieß es weiter.

Hinweise auf extremistisches Motiv verdichten sich

Allerdings hat sich der IS noch nicht offiziell zu dem Attentat bekannt. Gleichwohl meldete das IS-nahe Medium Aamak unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle, die Attacke sei von einem IS-Kämpfer ausgeführt worden.

Die Hinweise auf ein extremistisches Motiv verdichten sich jedoch. Kurz vor der Tat habe der Angreifer den Polizeinotruf gewählt und sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat berufen, sagte ein FBI-Sprecher. Die Behörden prüften noch, ob es sich um einen Terrorakt handele. In dem Telefonat mit der Polizeizentrale, das der mutmaßliche Schütze vom Club aus führte, schwor er IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue, wie ein Polizeisprecher mitteilte.

Bei der US-Bundespolizei war Mateen kein Unbekannter. 2013 hatte er erstmals wegen aufhetzerischer Aussagen im Visier des FBI gestanden, wie Agent Ronald Hopper sagte. Im Jahr darauf hätten Beamte mögliche Verbindungen von Mateen zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter in Syrien geprüft. Der Kontakt sei nicht als Bedrohung eingestuft worden, sagte Hopper. Auch die Ermittlungen im ersten Fall wurden eingestellt.

Obama verurteilt die Tat als „Akt des Terrors“

Der Vater des mutmaßlichen Angreifers deutete an, dass sein Sohn von Schwulenhass getrieben gewesen sein könnte. Mateen sei vor zwei Monaten wütend geworden, als er gesehen habe, dass sich zwei Männer geküsst hätten, sagte Vater Mir Seddique dem Sender MSNBC.

Mateen war seit September 2007 als Sicherheitsmann tätig gewesen, seit mindestens 2011 verfügte er zudem über eine Waffenlizenz. Seiner Ex-Frau Sitora Yusufiy zufolge war Mateen psychisch krank. Zudem berichtete sie von Übergriffen ihres Ex-Mannes. Ein Vorstrafenregister hatte Mateen nicht.

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat als „Akt des Terrors“ und „Akt des Hasses“. Er verwies erneut darauf, wie leicht es für Angreifer sei, sich in den USA eine Waffe zu besorgen, um Unschuldige in Schulen, Kirchen und Kinos zu töten.