Mathias Richling war in Steinheim: Der 69-jährige Satiriker und Parodist begab sich mit unvermindertem Tempo auf eine Tour durch die Tagespolitik und ihre Protagonisten.

Er zählt zu den Galionsfiguren unter den deutschen Parodisten und Kabarettisten: Mathias Richling. Der 69-jährige Satiriker sorgt noch zuverlässig für ein volles Haus. Das hat der Sonntagabend in Steinheim unter Beweis gestellt.

 

Dort war der gebürtige Waiblinger in der Erich Kästner-Realschule zu sehen: als Gast der Kulturreihe Kult-X. Und dabei wurde klar: der Künstler mit dem Schnellsprech-Gen verwundert. Etwa, wenn im Saal das Wirrwarr des Instrumentenstimmens wie aus einem Orchestergraben ertönt. Schon die Stimme aus dem Off lässt erahnen, was in den folgenden 90 Minuten auf die Zuhörer einprasselt: ein Dauerbeschuss mit verbalem Dynamit. Unnachahmlich lässt Richling sie alle auf der Bühne stolpern und versagen: die bedauernswerten Gestalten aus Politik und Gesellschaft. Sie sind ihm dankbares Opfer und sorgen für brillante Unterhaltung.

Witze nach Pferdle-Äffle-Schema

Lothar Wieler etwa; der Präsident vom RKI. Bei Richling ist er „der Einschlafende“. Der Kabarettist lässt Wieler skandieren, wo überall die Ansteckungsgefahr lauert. Drei Prozent seien es im Theater; dagegen 60 Prozent im privaten Bereich. Folgerichtig zieht Richling das Fazit und rät dem Publikum: „Nirgendwo sind Sie so sicher wie hier. Ich würde mir nachher wirklich überlegen, ob ich nach Hause gehe…“ Das Thema Energiekrise wird im weiteren Verlauf genauso durchgehechelt, wie Waschlappen statt Dusche, „Winnetous Kulturanmaßung“ oder die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Atamann.

Witze nach Pferdle-Äffle-Schema sind im neuen Programm #2022 ebenso enthalten, wie Richlings von Bösartigkeit nur so strotzende Deutungshoheit, wenn er Politik beziehungsweise jene, die sie machen, erklärt und politische Absichten unterstellt, die an mancher Stelle gar nicht so aberwitzig sind, wie sie klingen.

In andere Rollen geschlüpft

Genial ist Richling stets, wenn er in andere Rollen schlüpft. Mit seiner tempo- wie wandlungsreichen Bühnenpräsenz, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt, macht er etwas deutlich: Richling muss wahnsinnig viele Schalter im Kopf haben, die er im Bedarfsfall umlegt, um flugs in andere Charaktere zu schlüpfen. Mit seinen Parodien – köstlich sind die von Altbundeskanzler Schröder, der Dialog zwischen Strobel und Kretschmann oder die Parodie von Rolando Villazón. Mit ihnen zeigt der Künstler eine überzeichnete Realität. Anregend sind sie, weil sie den Aussagegehalt, wie ein hochprozentiges Destillat präsentieren.

Termin Wer Mathias Richling in Steinheim verpasst hat, kann sich den Termin am Mittwoch, 3. Mai, um 20 Uhr, vormerken. Dann tritt er im K in Kornwestheim auf. Tickets sind noch erhältlich. Weitere Infos unter: www.das-k.info