Der an Parkinson erkrankte Starmoderator Matthias Holtmann aus Gebersheim ist auf der Bühne daheim. In der Stadthalle präsentiert er eine florale Sonntagsmatinee.

Leonberg - Ein Rock’n’Roller und Blumen? Diese Kombination klingt ein wenig abenteuerlich. Nicht für Matthias Holtmann. Der Musiker und Moderator kennt keine künstlerischen Berührungsängste. So ist es dem langjährigen Musikchef von SWR 3 ein Vergnügen, am Sonntag die musikalisch-florale Matinee „Lass Blumen sprechen und singen“ zu präsentieren.

 

Eine neunköpfige Band kommt am Sonntag, 7. Oktober, um 11 Uhr auf die Bühne der Stadthalle und spielt bekannte Schlager und Popsongs, die mit Blumen, Pflanzen und Natur zu tun haben, seien es jetzt die „Tulpen aus Amsterdam“, die „Rosen aus Tirol“ oder, noch spezieller, die „Weißen Rosen aus Athen“.

Viel Lokalkolorit wird dieser besondere Morgen haben. Schließlich ist Holtmann seit vielen Jahren Leonberger Bürger und wohnt in Gebersheim. Auch der Pianist Randy Lee Kay hat ein Heimspiel. Aus Rutesheim kommt die Floristin Friederike Jenk, die im lockeren Dialog mit dem Moderator Fragen diskutiert, die alle Menschen mit grünem Daumen schon beschäftigt haben dürften: Soll man mit Zimmerpflanzen reden, und wenn ja: was? Oder die fast schon philosophisch anmutende Fragestellung, warum der Mörder eigentlich immer der Gärtner sein muss?

Zum zweiten Mal Gast der Schützengilde

Für den vor 68 Jahren im westfälischen Kamen geborenen Holtmann ist es Ehrensache, sich in seiner Wahlheimatstadt zu engagieren. So ist er bereits zum zweiten Mal Gast der Schützengilde Höfingen, die die Sonntagsmatinee veranstaltet. Vor zwei Jahren hatte er sein Buch „Porsche, Pop und Parkinson“ vorgestellt, eine Autobiografie, die sein bewegtes Leben als Rockmusiker, Radiomoderator und Entertainer, seine Vorliebe für schnelle Autos, aber auch seine Krankheit thematisiert. Seit zwölf Jahren leidet Matthias Holtmann an der heimtückischen Nervenkrankheit.

Anfangs im Verborgenen nutzt der Radiomann mittlerweile seine Prominenz, um Aufklärung zu betreiben. Gemeinsam mit dem Neurologen Klaus Schreiber und der SWR-Moderatorin Stefanie Anhalt hat er ein Info-Show-Format entwickelt, in dem es um den Umgang und die Linderung der als „Schüttellähmung“ bekannten Krankheit geht, die nicht heilbar ist, aber doch eingedämmt werden kann.

Der Alltag ist nicht leicht für den Rundfunk-Promi mit der sonoren Stimme. Vermeintlich leichte Handgriffe fallen ihm schwer. Im Restaurant, so erzählt er, wurde er schon für betrunken gehalten. Auch der Kontakt zu seinem Publikum fällt Holtmann schwerer, weil er seinen Kopf nicht mehr richtig heben kann.

Seine wirksamste Therapie: Immer weitermachen! „Die Arbeit hält mich am Leben“, sagt er. „Seitdem ich vor drei Jahren beim SWR in den Ruhestand gegangen bin, habe ich fast mehr zu tun als früher: Vorträge, Lesungen, Konzerte.“

Matinee „Lass Blumen sprechen und singen“

Wie etwa die Matinee „Lass Blumen sprechen und singen“ am Sonntag. Das Projekt ist ein typisches Beispiel dafür, wie durch geschicktes Netzwerken ein neues Kulturangebot entsteht. Schon seit zehn Jahren lädt die Firma Würth in Künzelsau regelmäßig zu einem ähnlichen Programm ein. In der dortigen Band spielt Pia Stahl mit. Und die ist die Tochter des Vorsitzenden der Schützengilde Höfingen.

„So etwas könnte man doch auch bei uns machen“, hatte sich Reinhold Stahl gedacht und an Matthias Holtmann gewandt. Das Ergebnis dieser lokalen Kooperation ist am Sonntag in der Stadthalle zu erleben.

Läuft es gut, wird es nicht die letzte Matinee dieser Art sein. Matthias Holtmann hat viele Ideen, welche Themen musikalisch verarbeitet werden könnten: von einer Weltreise im Zug bis zum Traum vom Fliegen. Damit sind die kreativen Pläne des Radiomannes längst nicht erschöpft: Das Erfolgsformat „Pop und Poesie“ geht in die fünfte Runde. Was vor zehn Jahren als Experiment vor 50 Zuschauern begann, ist heute eines der wichtigsten Elemente beim SWR und mobilisiert regelmäßig mehr als 5000 Fans. Kein Wunder, dass Holtmann seinem „Kind“ sein neues Buch widmet.

So ganz nebenbei erwähnt er noch, dass er vom Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann die Landesverdienstmedaille verliehen bekommen hat: für sein Lebenswerk beim Aufbau einer Popkultur in Baden-Württemberg. „Das hat mich schon gefreut“, meint Holtmann mit schwäbisch-westfälischem Understatement.

Sonntagsmatinee
7. Oktober, 11 Uhr, Leonberg, Stadthalle. 20 Euro, ermäßigt 15 Euro.