Die lange Schutzwand entlang der frisch sanierten B 295 soll Straße und Autofahrer vor Schutt schützen, der vom Hang herunterkommt. Doch der Bau hat seine Schattenseiten: Jäger warnen vor einer erhöhten Gefahr durch Wildunfälle.

Renningen/Weil der Stadt - Die lange Mauer entlang der B 295 bei Renningen hat schon bei so einigen für Stirnrunzeln gesorgt. Den Grund für die Bauweise hatte das Landratsamt bereits erklärt: Schutz vor Erde und Geröll, die sonst vom Hang auf die Fahrbahn geraten (wir berichteten). Dass die Mauer zugleich eine andere Gefahr mit sich bringt, davor warnt jetzt die Kreisjägervereinigung Leonberg. Denn die Wand besteht nur einseitig. Tiere, die die Straße überqueren wollen und auf der anderen Seite auf die Mauer stoßen, könnten dann auf der Fahrbahn herumlaufen, um einen Ausweg zu finden. Das bedeute eine Gefahr nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Autofahrer, heißt es von den Jägern.

 

Die Betonleitwand ist 980 Meter lang und 90 Zentimeter hoch und befindet sich an der frisch sanierten Bundesstraße zwischen Renningen und Weil der Stadt. Helmut Eberle, einer der Jagdpächter im Bereich zwischen B 295 und Ihinger Hof, staunte nach eigener Aussage nicht schlecht, als diese eines Tages aus dem Boden emporragte. „Der Wald ist jetzt quasi eingemauert“, beklagt er. „Für Kröten und Frösche bauen wir Zäune und Tunnel, aber hier machen wir dicht.“ Gerade, wenn Jungtiere unterwegs seien, könne das zum großen Problem werden, fürchtet er.

Jungtiere schaffen es nicht über die Mauer

Bodo Sigloch, der Vorsitzende der Kreisjägervereinigung Leonberg, bestätigt diesen Eindruck auf Nachfrage. „Für ausgewachsenes Rehwild ist das kein Problem, und auch ein Wildschwein kommt da noch gut rüber.“ Bei kleineren Tieren oder dem Nachwuchs sehe das ganz anders aus.

„Wildunfälle gibt es überall“, stellt Sigloch klar. Das werde sich auch nie ganz vermeiden lassen. „Aber meine Befürchtung ist: Wenn eine Bache mit ihren Frischlingen über die Straße läuft, stehen die plötzlich vor der Mauer. Dann springen die Tiere auf der Straße herum, um einen anderen Weg zu finden, und das nachts. Da kann viel passieren.“ Entsprechend sei die Jägerschaft mit der Situation nicht zufrieden, was er beim nächsten Treffen im Landratsamt auch ansprechen wolle. Auch bedauere er sehr, dass die Mitglieder der Jägervereinigung zu dem Thema nicht befragt wurden. Er jedenfalls habe von der Betonwand erst erfahren, als sie schon fertig war.

Vorschlag: Wall statt Mauer

„Für diese Gleitwand sprechen aus unserer Sicht Gründe der Verkehrssicherheit“, erklärte Dusan Minic, Sprecher des Landratsamts, auf Nachfrage noch einmal. Die Aufstellung einer Betongleitwand gegenüber anderen Schutzeinrichtungen stelle immer eine Abwägung dar. Aus Sicht des Straßenbaus seien die Vorteile für die Verkehrssicherung aber klar vorhanden. Der betreffende Sachbearbeiter im Landratsamt war in der vergangenen Woche für eine detailliertere Stellungnahme aber nicht zu erreichen.

„Ich verstehe die Argumentation mit dem Erdrutsch“, sagt Bodo Sigloch. Denn auch das stelle eine Gefahrenquelle dar, der man entgegenwirken müsse. „Aber vielleicht hätte es auch eine andere Lösung gegeben. Zum Beispiel einen Wall.“ Dieser hätte Geröll abgefangen, hätte aber abgerundet angelegt werden können, dass die Tiere noch drüberlaufen können. „Dass das jetzt noch mal geändert wird, kann ich mir aber kaum vorstellen.“ Die Schutzwand besteht seit nicht ganz zwei Monaten und wurde über Ostern fertiggestellt. Wildunfälle wurden der Polizei in diesem Zeitraum nicht gemeldet.