Leserinnen und Leser waren zu Gast beim Ditib-Verein an der Feuerbacher Mauserstraße. Es gab Informationen zu den Bräuchen und zum Glauben im Islam sowie auch zum Neubauprojekt.

Stuttgart-Feuerbach - Warum beten Frauen und Männer getrennt voneinander in der Moschee? Darf jeder in der Mauserstraße einkaufen? Und wann beginnt das Neubau-Projekt der Feuerbacher Ditib-Gemeinde? Diese und viele weitere Fragen stellten achtzehn Leserinnen und Leser der Nord-Rundschau unter anderem dem Vorsitzenden des Ditib-Vereins, Ismail Cakir, und dem neuen Religionsbeauftragten Kamil Coskunyürek bei der ersten Leser-Führung des Jahres.

 

Unter dem Motto „keine Türe bleibt verschlossen“ wurden die Gäste erst einmal durch die verschiedenen Gebäudeteile an der Mauserstraße 19 geführt. Viele Räume und Säle wurden begutachtet, in denen Konferenzen und Versammlungen stattfinden, Kinderbetreuung angeboten oder gekocht wird. „Dieses Gebäude wurde 1930 erstellt. Wir sind hier seit 1992 und fühlen uns sehr wohl. Aber nun wird es Zeit, dass wir abreißen und neu bauen“, sagte Cakir. Die Räume würden einfach nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen. Noch fehlt aber der Stempel auf der Baugenehmigung. Ende Mai teilte die Leiterin des Baurechtsamtes Kirsten Rickes auf Nachfrage unserer Zeitung mit: „Das Bauantragsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Wir warten noch darauf, dass die Bauherrschaft eine überarbeitete Schallprognose vorlegt, damit die Einhaltung der Lärmgrenzwerte geprüft werden kann.“ Cakir rechnet nun damit, dass die Stadt Mitte September die Genehmigung erteilt. „Dann können wir im Frühjahr 2020 anfangen abzureißen“, erklärt er. 40 Monate später soll das neue Gemeindezentrum samt Moschee dann eingeweiht werden. Das Budget für diese Projekt liegt bei 25 Millionen Euro.

Nach der Fertigstellung der neuen Gebetsräume werden dann auch die Frauen gemeinsam in einem Raum mit den Männern beten können – allerdings weiterhin streng getrennt voneinander. „Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun“, sagte Kamil Coskunyürek. „Aber man soll sich voll und ganz auf das Gebet konzentrieren und sich nicht von weltlichen Dingen ablenken lassen.“ Wenn sich eine Frau beim Beten auf den Boden wirft, könnte es schon sein, dass die Männer einen Blick riskieren. Um das zu vermeiden, beten die Frauen hinter den Männern – derzeit in einem separaten Raum. Im Neubau werden sie das dann auf einer Empore im Gebetsraum tun können.

Insgesamt fünf Mal täglich ruft der Muezzin zum Gebet. „Dieser Gebetsruf ist dann also wie das Läuten der Kirchenglocken im Christentum?“, fragte ein Teilnehmer der Leser-Führung. „Ein sehr guter Vergleich“, lobte Coskunyürek, der auch schon in der Feuerbacher Moschee gepredigt hat – auf deutsch und türkisch. „Das ist sehr wichtig und der Bedarf ist riesig“, betont der Religionsbeauftragte. Rund 1200 Gläubige finden derzeit in der Moschee Platz. Im Neubau werden es noch etwa 1000 sein. Vor allem beim Freitagsgebet ist die Moschee gut besucht. Aber nicht nur sie. Auch die Geschäfte in der Nachbarschaft freuen sich über regen Zulauf. „Und selbstverständlich darf hier jeder einkaufen, der möchte – nicht nur Muslime oder Menschen türkischer Abstammung“, betonte Cakir.