Nun sind nur noch zwei im Rennen: Ex-Außenminister Boris Johnson und der amtierende Außenminister Jeremy Hunt. Jetzt entscheidet die Basis über den nächsten britischen Premier.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Zwölf Kandidaten haben sich Anfang voriger Woche um die Nachfolge Theresa Mays bei den britischen Konservativen beworben, nun sind es noch zwei: Ex-Außenminister Boris Johnson und der amtierende Außenminister Jeremy Hunt. Beim fünften Wahlgang der Tory-Abgeordneten erzielte Johnson am Donnerstagabend 160 Stimmen, auf Außenminister Hunt entfielen 77 Stimmen. Umweltminister Michael Gove, während der Brexitkampagne ein enger Mitstreiter Johnsons und später ein Rivale, schied mit 75 Stimmen als Drittplatzierter aus dem Rennen. Hunt hatte ursprünglich für den Verbleib in der EU gestimmt, sich aber zum EU-Verächter entwickelt.

 

„Ausgesiebt“ haben die 313 Unterhaus-Abgeordneten der Torys. Die Wahl zwischen den beiden letzten Kandidaten sollen die 160 000 eingeschriebenen Parteimitglieder treffen. Wer am 22. Juli als neuer Parteichef feststeht, soll auch nächster Premierminister im Vereinigten Königreich sein.  Boris Johnson, der Ex-Außenminister und frühere Bürgermeister Londons, war von Anfang an klarer Favorit. Schon bei den ersten Abstimmungsrunden erhielt er mehr Stimmen als die nächsten beiden seiner Rivalen zusammengenommen. Und bei der Parteibasis, die nun die letzte Entscheidung trifft, ist „Boris“ allen Umfragen zufolge beliebter als jeder andere.

Torys wollen Neuwahlen vermeiden

 Die Prozedur zur Bestimmung eines neuen Premierministers ist weithin scharf kritisiert worden. Dass mit den 160 000 Parteimitgliedern der Torys eine ganz und gar unrepräsentative Gruppe den nächsten britischen Regierungschef kürt und so die Weichen für Entscheidungen von historischer Bedeutung stellt, ist für viele Briten die reinste Provokation – zumal schon Theresa May nur eine Minderheitsregierung führte. 

Neuwahlen wollen die meisten konservativen Politiker aus guten Gründen gern vermeiden. Die Tory-Aktien stehen gegenwärtig nicht gut. Und dem nächsten Premier, also wahrscheinlich Boris Johnson, bieten sich nicht viele Optionen. Entweder „verrät“ Johnson die Brexit-Hardliner, indem er auf Theresa Mays Austrittsvertrag – vielleicht mit ein paar neuen Zusicherungen aus Brüssel – zurückgreift und möglicherweise auch noch einmal neuen zeitlichen Aufschub aushandelt. Oder er lässt, gegen alle bisherigen Beteuerungen, ein zweites Referendum zu, um sich aus der Affäre zu ziehen. Oder aber er steuert tatsächlich auf einen „No Deal“-Brexit zu – in welchem Fall proeuropäische Torys ihn an der Seite der Opposition schon im Herbst wieder stürzen wollen.