Amazon Prime Video und Netflix dominieren seit Jahren den deutschen Streaming-Markt, mit Apple TV+ und Disney+ kommt noch mehr Auswahl hinzu. Doch wie viel Geld geben die Deutschen im Vergleich zum DVD-Zeitalter aus?

Stuttgart - Die Unternehmensberatung McKinsey hat eine deutschlandweite Studie durchgeführt, die der „WirtschaftsWoche“ vorliegt. Diese beschäftigt sich sowohl mit der größer werdenden Bedeutung von Video-on-Demand-Diensten im Laufe der vergangenen zehn Jahre als auch mit der Zahlungsbereitschaft der Nutzer solcher Dienste.

 

Demnach hat die Nutzung von Video-Streaming-Portalen von 2012 bis 2018 um 40 Prozent zugenommen. Inzwischen hat etwa die Hälfte aller deutschen Haushalte mindestens ein Streaming-Abo abgeschlossen. Deutlich angeführt wird der deutsche Markt von Amazon Prime Video und Netflix, die 30 Prozent (Amazon) beziehungsweise 28 Prozent (Netflix) der Nutzung für sich beanspruchen. Dahinter folgen einige weitere Anbieter aus dem Entertainment- und Sportbereich wie Magenta TV (7 Prozent), Sky Ticket (5 Prozent) oder DAZN (4 Prozent).

Disney und Apple wollen Stück vom Kuchen

Thomas Schumacher, Medienmarkt-Experte und Partner bei McKinsey, sieht vor allem deshalb so großes Steigerungspotenzial, da keine „Winner-takes-it-all-Situation“ vorliegt. Deshalb erhoffen sich nun auch Apple und Disney mit ihren Konkurrenzprodukten einen Platz an der Sonne. „Der Kuchen scheint derzeit zwar verteilt, aber vermutlich wird er einfach noch größer werden“, weiß Schumacher.

Der klare Verlierer des rasanten Aufstiegs des Online-Streamings sind logischerweise die DVDs sowie langfristig gesehen das lineare Fernsehen. Laut der Studie zahlten die Deutschen 2018 durchschnittlich 112 Euro für sogenannte Home-Video-Inhalte. Diese Kategorie umfasst sowohl Streaming als auch Pay-TV und physische Video-Datenträger wie DVDs. Auch wenn Video-on-Demand-Plattformen noch hinter dem Pay-TV (60 Prozent) liegen, liegt der Streaming-Anteil am Geldtopf mit 31 Prozent so hoch wie noch nie.

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Nutzer sind sich der höheren Ausgaben nicht bewusst

McKinsey fragte die Probanden der Studie nach ihren jährlichen Ausgaben für Home-Video-Inhalte. Die Deutschen gaben mit durchschnittlich 115 Euro eine sehr realistische Einschätzung ab. Allerdings ergab sich dieselbe Summe auch bei der Frage nach den Video-Ausgaben vor zehn Jahren, also bevor Amazon und Netflix überhaupt auf den Markt kamen und die Menschen hauptsächlich DVDs erwarben. Damals lag der tatsächliche Schnitt allerdings bei gerade einmal 60 Euro jährlich.

„Die Deutschen empfinden offenbar diese Substitution – weg von der Leih-DVD, hin zum Video-Stream – nicht als Mehrausgabe“, sagt McKinsey-Partner Schumacher. Für ihn ist das ein klares Anzeichen dafür, dass die führenden Streaming-Dienste einiges richtig gemacht haben. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Menschen ihren Konsum einschränken werden.“