Christen müssten sich mit allen juristischen Mitteln wehren, wenn das verächtlich gemacht werde, was ihnen heilig sei, sagt der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Er zeigt Verständnis dafür, dass Muslime sich von bestimmten Karikaturen verletzt fühlten.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Christen müssten sich mit allen juristischen Mitteln wehren, wenn das verächtlich gemacht werde, was ihnen heilig sei, sagt der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Er zeigt Verständnis dafür, dass Muslime sich von bestimmten Karikaturen Mohammeds verletzt fühlten.

 
Herr Bischof Fürst, sind Sie auch Charlie Hebdo?
Ich verurteile mit größtem Nachdruck die schweren Verbrechen, die in Paris begangen worden sind. Die betroffenen Menschen haben im Blick auf die Tat nicht nur mein Mitgefühl, sondern auch meine innere Solidarität, aber ich würde das nicht so ausdrücken, dass ich sage: ‚Je suis Charlie’“.
Warum nicht?
Ich kenne zwar nicht alle Karikaturen des Magazins und habe auch kein großes Interesse, sie zu sichten, ich habe aber den Eindruck, dass einige Veröffentlichungen nicht mit meinem Verständnis von Presse- und Kunstfreiheit zu vereinbaren sind. Manche Karikaturen überschreiten das, was verantwortbar ist. Ich frage mich auch. ob gerade diese Karikaturen der Ausdruck unserer Freiheit sein müssen.
Wo ziehen Sie die Grenze der Kunst- und Pressefreiheit?
Dort, wo jemand mit voller Absicht, mit Spaß und Zynismus das zu zerstören versucht, was Menschen am heiligsten ist, dann ist die Grenze überschritten.
Karikaturen sind aber keine Gewalt.
Zum Heiligsten, was wir haben, gehören die Würde und die Integrität einer Person. Man kann auch durch Bilder und Worte töten.
Die Wahrnehmung ist dann aber jeweils sehr subjektiv. Empfehlen Sie Muslimen mehr Gelassenheit, wenn die schon eine bloße Abbildung ihres Propheten ablehnen?
Von meiner Warte aus lässt sich leicht sagen, da herrsche zu viel Empfindlichkeit. Aber es ist problematisch, wenn man über die tiefen Gefühle anderer von oben herab und von angeblich aufgeklärter Position heraus urteilt. Natürlich muss der Islam, müssen die Muslime Kritik ertragen, auch heftige und beißende Kritik. Doch zum vernünftigen Umgang miteinander gehört auch der gegenseitige Respekt vor inneren Überzeugungen. In unserer Kultur sind Abbildungen – auch des Propheten – selbstverständlich. Wer sich hier bewegt, hat dies hinzunehmen. Aber den Propheten dann auch noch herabwürdigend darzustellen verbietet sich, wenn es nur um die Lust an der Provokation geht.
Mit Gewalt darf man darauf aber nicht antworten.
Natürlich nicht. Ich habe schon 2006 mit muslimischen Repräsentanten in einer gemeinsamen Erklärung zum damaligen Karikaturenstreit die Presse- und Kunstfreiheit verteidigt. Wir haben dabei jeglicher Gewalt eine Absage erteilt, zugleich aber denunziatorische Veröffentlichungen verurteilt.