Was hat Harry Potter und die in den Büchern vorkommende Journalistin Rita Kimmkorn mit Pressefreiheit und Fake News zu tun? Das erklärte ein Workshop der besonderen Art im Kulturzentrum Merlin in Stuttgart-West.

Stuttgart - Um den Ruf der Presse ist es in der magischen Welt Harry Potters nicht zum Besten bestellt. Schuld daran ist die Journalistin Rita Kimmkorn, die sich nicht nur in eine lebende „Wanze“ verwandeln kann, die vor keiner Privatsphäre zurückschreckt. Schlimmer noch: Ihre grüne Zauberfeder, die weitgehend losgelöst von der Wahrheit ihre Artikel zu Papier bringt, sät in Hogwarts regelmäßig Streit und Zwietracht.

 

Eine wahre Geschichte erzählt die Edelfeder Rita freilich sehr anschaulich: die von der Macht lancierter Falschmeldungen und den sozialen Verwerfungen, die Fake News erzeugen können. Entlang dieser Figur lässt sich nicht nur sehr gut mit Kindern darüber verhandeln, welche Macht die Presse haben kann und wie gefährlich die Verbreitung falscher Behauptungen ist.

Workshop soll zum Nachdenken anregen

Auch für Erwachsene ist Rita Kimmkorn ein guter und zugleich unterhaltsamer Anlass über den Zustand der Demokratie und der Pressefreiheit im Zeitalter von „alternativen Fakten“ und ihrer vor allem digitalen Verbreitung nachzudenken. Das taten denn auch am Sonntagmittag im Rahmen des Projekts „Von Hogwarts nach Wakanda. Eine Reise zu Demokratie und Werten in modernen Mythen“ im Kulturzentrum Merlin in Stuttgart-West der Referent für Medienbildung Dominik Rehermann, Nadia Köhler, die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung, sowie die Juristin Stephanie Lorenz von der Landeszentrale für politische Bildung. Unter den Zuhörern waren zahlreiche Kinder, die zuvor an einen Workshop teilgenommen hatten.

Brauchen wir mehr staatliche Regulierung?

Nadia Köhler betont, dass die Zeitungen in Deutschland unter finanziellen Druck geraten seien, weil viele für journalistische Inhalte nicht mehr bezahlen wollten. „Das hat Auswirkungen auf unsere Arbeit“, so Köhler. Der höhere Zeitdruck, unter dem Journalisten arbeiten müssten, sowie die geringere Meinungsvielfalt durch immer weniger Zeitungen machten sich bemerkbar.

Dominik Rehermann zieht Parallelen zwischen der Arbeitsweise Kimmkorns, die vor allem schreibt, was der Leser verlangt, und den dominierenden journalistischen Inhalten, wie sie vor allem im Internet zu finden sind. Für den Medienexperten steht die demokratische Gesellschaft im Umgang mit Nachrichten vor einer Weichenstellung: „Entweder wir setzen auf den gelassenen, mündigen Bürger, der selbstständig entlarven kann, was stimmt und was stimmt nicht. Oder wir brauchen mehr staatliche Regulierung.“ Mithin also eine Entscheidung zwischen mehr Freiheit oder mehr Sicherheit.