Leiden
Männer erkranken nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) genauso häufig an Depressionen wie Frauen. Eine aktuelle Studie der Universität Michigan/USA widerlegt damit die Annahme, Frauen seien anfälliger für psychische Erkrankungen. Frauen sind jedoch doppelt so häufig in therapeutischer Behandlung.

Symptome
Der Studie zufolge nehmen Männer die Symptome einer Depression häufig anders wahr als Frauen. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 5700 Probanden befragt. Dabei berichteten die Männer vermehrt von erhöhter Reizbarkeit, Wutanfällen, Drogenkonsum und gesteigerter Risikobereitschaft.

Diagnose
Dass Depressionen bei Männern seltener diagnostiziert werden, liegt auch an traditionellen Diagnosekriterien und gesellschaftlichen Denkmodellen. Mit dem Arzt über ihr Seelenleben zu sprechen, ist für Männer oft noch immer ein Tabubruch.

Herz-Kreislauf-Probleme bei den „Best Agern“

Bei den sogenannten „Best Agern“, den Männern ab 50 Jahren, steigt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Studie zeigt, dass bei vielen dieser „Best Agern“ eine Reihe von Risikofaktoren bestehen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, etwa Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen. Im Bundesdurchschnitt hatten 2011 bereits zwölf Prozent der Männer zwischen 50 und 64 Jahren einen Diabetes mellitus (Baden-Württemberg zwölf Prozent), 30,4 Prozent litten unter Fettstoffwechselstörungen (Baden-Württemberg 30,3 Prozent) und 42 Prozent hatten Bluthochdruck (Baden-Württemberg: 37,6 Prozent).

Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2011 bundesweit 16 494 Männer im Alter zwischen 50 und 65 Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, aber „nur“ 5797 Frauen in dieser Altersgruppe. „Die meisten der Todesfälle hätten vermieden werden können, da bei mehr als der Hälfte eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels diagnostiziert wurde. Durch eine Änderung des Lebensstils und der Ernährung kann darauf positiven Einfluss genommen werden“, heißt es im Report.

Frauen leben derzeit 5,5 Jahre länger als Männer

Statistisch betrachtet leben Frauen derzeit 5,5 Jahre länger als Männer. Dies sei jedoch keinesfalls genetisch, sondern soziokulturell bedingt, betont Martin Dinges vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. „Männer folgen noch oft dem Rollenstereotyp des starken Geschlechts, das Risiken eingeht, sich wenig um die Gesundheit schert und erst zum Arzt geht, wenn es brennt.“

Während Mädchen frühzeitig und regelmäßig im Rahmen gynäkologischer Vorsorgeuntersuchungen einen Arzt aufsuchen und in der Pubertät während der Regelblutung erkennen, dass es ihnen immer mal wieder nicht so gut geht, haben Jungen und junge Männer keinen Grund für einen Arztbesuch, wenn sie nicht krank werden. Mit Vorsorgeuntersuchungen kommen sie daher erst im späten Erwachsenenalter in Berührung. „Männer sind aber trotzdem weder Gesundheitsidioten noch präventionsresistent. Sie wurden bisher in Bezug auf ihre Gesundheit nur nicht zielgerichtet angesprochen“, sagt Dinges. Männer würden sehr wohl über Gesundheitsthemen reden, aber eher mit Kollegen als mit einem Arzt. Daher müsse man die aktuellen Gesundheitsangebote auf den Prüfstand stellen und Zielgruppengerecht ausrichten.

Mehr Aufklärungsarbeit erforderlich

Wie notwendig diese Aufklärungsarbeit ist, veranschaulicht auch folgendes Report-Ergebnis: Suizid ist in allen Altersgruppen die vierthäufigste Todesursache bei Männern. „Der Selbsttötung gehen oft psychische Erkrankungen voraus, gegen die Mann nichts unternimmt, weil das ein Zeichen von Schwäche wäre“, sagt Martin Dinges. Frauen werde dagegen zweimal häufiger Psychopharmaka verschrieben. Bei jungen Männern werde dagegen so lange wie möglich nach organischen Ursachen für ein seelischen Leiden gesucht (siehe auch Kasten). Ein Umdenken wäre daher nicht nur beim Patienten, sondern auch in Sprechzimmern wünschenswert.

Das Männlichkeitsbild generell muss dem Historiker zufolge auf den Prüfstand: „Die Themen Ernährung und Gesundheit sollten von beiden Elternteilen an Mädchen wie Jungen weitergegeben werden“, sagt Dinges. Wichtig sei es zudem, Männer und Jungen in ihrer Lebenswelt anzusprechen. „Männer stellen in ihrer Kommunikation überwiegend den Informationsaspekt in den Mittelpunkt. Sie sind meist an Daten und Fakten sowie an kurz gefassten und prägnanten Sachverhalten interessiert.“ In der Schule sei dies durch die Verankerung von Gesundheitsthemen im Lehrplan möglich, im Beruf über das betriebliche Gesundheitsmanagement. Auch Arztpraxen sollten Dinges zufolge auf die Lebensrealität der Männer reagieren und Sprechstunden nach Feierabend anbieten.

Männer und Depressionen

Leiden
Männer erkranken nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) genauso häufig an Depressionen wie Frauen. Eine aktuelle Studie der Universität Michigan/USA widerlegt damit die Annahme, Frauen seien anfälliger für psychische Erkrankungen. Frauen sind jedoch doppelt so häufig in therapeutischer Behandlung.

Symptome
Der Studie zufolge nehmen Männer die Symptome einer Depression häufig anders wahr als Frauen. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 5700 Probanden befragt. Dabei berichteten die Männer vermehrt von erhöhter Reizbarkeit, Wutanfällen, Drogenkonsum und gesteigerter Risikobereitschaft.

Diagnose
Dass Depressionen bei Männern seltener diagnostiziert werden, liegt auch an traditionellen Diagnosekriterien und gesellschaftlichen Denkmodellen. Mit dem Arzt über ihr Seelenleben zu sprechen, ist für Männer oft noch immer ein Tabubruch.