Frauen unterscheiden sich beim Kranksein von Männern. Eine Informationsoffensive soll Frauen über Krankheiten aufklären.  

Stuttgart - Es gibt selbst für Frauen Themen, die sie nicht einmal mit der besten Freundin besprechen wollen. Inkontinenz nach der Schwangerschaft eignet sich für den Kaffeeklatsch in trauter Runde für viele genauso wenig wie die Angst vor Brustkrebs oder die unvermeidbaren Wechseljahre. Weil das aber Themen sind, die Frauen beschäftigen, hat das Institut für Frauengesundheit Baden-Württemberg vor Kurzem eine Informationsbroschüre für Frauen - und Ärzte - auf den Markt gebracht.

 

Das Cover zeigt es schon: hier sollen Frauen von der Pubertät bis zu den Wechseljahren angesprochen werden. Und der Plan geht auf, denn die Autoren erklären anschaulich und verständlich häufige Krankheiten der Frau, geben Empfehlungen zur Prävention und Früherkennung, stellen Behandlungsmethoden vor und erläutern den Einsatz von Arzneimitteln. Erklärende Kapitel über Eierstockkrebs, Polypen und Zysten, Osteoporose oder Mythen und Fakten rund um die Pille finden sich genauso wie Informationen und Ratschläge zur sinnvollen Krebsvorsorge: Wie oft sollten Frauen beispielsweise zur Mammografie? Was passiert bei der Untersuchung überhaupt? Thematisiert wird auch die sogenannte Gestose, die während der Schwangerschaft auftreten kann und landläufig als Schwangerschaftsvergiftung bekannt ist.

Themen für Mutter und Tochter

Ein wichtiges Kapitel behandelt unter dem Titel: "Frauenherzen schlagen anders" den Herzinfarkt bei Frauen. Während sich bei Männern meist stechende Brustschmerzen und Beklemmungsgefühle sofort bedrohlich bemerkbar machen, zeigt sich der Infarkt bei Frauen häufig mit weniger auffälligen Symptomen. In der Broschüre ist diesbezüglich vom Eva-Komplex die Rede, der oft genug nicht sehr ernst genommen werde. Dabei ist es den Autoren zufolge wichtig, auf die goldene Stunde zu achten: Wer innerhalb der ersten sechzig Minuten nach einem Infarkt behandelt wird, hat sehr gute Chancen, die Erkrankung gut und ohne Folgeschäden zu überstehen.

Frauengesundheit beginnt aber nicht erst im Erwachsenenalter. Auch junge Mädchen werden im Ratgeber fündig. Neben dem berühmten ersten Mal (Kann man beim ersten Mal schwanger werden?) geht es auch um knifflige Fragen, deren Thematisierung sowohl Mutter als auch Tochter ein peinliches Herumdrucksen erspart.

Alle Informationen sind, so versprechen es die Herausgeber, auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Das Institut für Frauengesundheit in Tübingen vernetzt dafür Institutionen und Fachärzte, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema Frauengesundheit befassen.

Krankheiten verlaufen bei Frauen anders

Die Prävention und auch die Diagnose frauenspezifischer Erkrankungen sind im Alltag meist auf unterschiedliche Spezialisten verteilt. Die Röntgenreihen-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs übernimmt der Radiologe, um Harnwegserkrankungen kümmert sich der Urologe, Beschwerden in den Wechseljahren behandelt der Haus- oder Frauenarzt. Um in der Praxis mehr über das Thema Frauengesundheit zu erfahren, ist die interdisziplinäre Arbeit, wie sie im Institut für Frauengesundheit möglich ist, wichtig. Es wurde deshalb im Jahr 2006 gegründet mit dem Ziel, geschlechtsspezifische Forschung voranzutreiben, die Prävention von frauenspezifischen Krankheiten zu verbessern, Einrichtungen zu vernetzen sowie Laien und Fachleuten aktuell über die speziellen Aspekte der Frauengesundheit zu informieren.

Männer kränkeln anders als Frauen - das ist keine überraschende Erkenntnis, schon gar nicht für all jene, die das starke Geschlecht bereits während eines gefährlichen Schnupfens oder einer besonders aggressiven Form von Heiserkeit zu Hause gesund pflegen durften.

Medikamente wirken unterschiedlich

Frauen, so heißt es auch in der Einleitung der Broschüre, unterscheiden sich von Männern nicht nur grundsätzlich hinsichtlich körperlicher und psychischer Vorgänge, sondern auch im Hormonhaushalt. Erkrankungen könnten genau aus diesen Gründen anders als bei Männern verlaufen, und auch Arzneimittel wirken möglicherweise völlig unterschiedlich. "Die geschlechtsspezifischen Fragestellungen sind längst nicht hinreichend erforscht und bedürfen besonderer Beachtung", heißt es in der Broschüre. Die Unterschiede, die in Bezug auf Gesundheit und Krankheit bei Männern und Frauen bestehen, sind also noch lange nicht ausreichend erforscht. Das Institut arbeitet aber täglich daran.

Informationsbroschüre Die 50-seitige Broschüre im DIN-A5-Format ist kostenlos und liegt in den Frauenarztpraxen in Stuttgart und Umgebung aus. Bestellt werden kann sie von Patienten und Ärzten unter Telefon: 0711-248 47 60 oder per E-Mail an: info@bwstiftung.de. Zum Download bereit steht der Ratgeber auf der Webseite des Institutes für Frauengesundheit.

Weitere Infos zum Thema Frauengesundheit finden Sie unter www.institut-frauengesundheit.org