Nach Angaben des Stuttgarter Wirtschaftsministeriums hat die EU die Fristen für die Zulassung bestimmter Produkte verlängert. Doch viele Firmen profitieren nicht davon.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die EU-Kommission hat die Fristen für die Zertifizierung bestimmter Medizinprodukte verlängert. Dies erklärte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). „Das ist eine großartige Nachricht für unsere Medizintechnikunternehmen“, sagte sie. Damit habe auch ihr Engagement für die Firmen Früchte getragen. Von der Fristverlängerung für die Zertifizierung profitieren Unternehmen der In-Vitro-Diagnostik, also Firmen, die etwa Laboruntersuchungen, beispielsweise in Reagenzgläsern, vornehmen. Je nach Produktgruppe werden die Fristen nun um zwei bis fünf Jahre verlängert. Ursprünglich hätten alle Produkte, auch solche, die schon auf dem Markt sind, bis zum 22. Juli 2022 zertifiziert sein sollen. Dagegen lief die Branche Sturm.

 

Nur ein erster Schritt

„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagten Yvonne Glienke und Julia Steckeler, die Geschäftsführerinnen des Medizintechniknetzwerks Medical Mountains in Tuttlingen. Jetzt müsse man auch bei den noch zu knappen Vorgaben für für die Zulassung medizinischer Instrumente am Ball bleiben. Bedenklich sei, dass es zu wenig Zulassungsstellen gebe, die zudem nicht genügend Personal hätten. Von den 800 Medizintechnikfirmen im Südwesten hat die Hälfte ihren Sitz rund um Tuttlingen. Auch wegen der bürokratischen Hürden bei Zertifizierungen sei ein Viertel von einem Aus in den kommenden fünf Jahren bedroht, hatte Glienke kürzlich unserer Zeitung gesagt.

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