Der Ditzinger Werkzeugmaschinenbauer glaubt auf dem Markt für Chips einen Megatrend erwischt zu haben. Kretschmann verspricht Hilfe für Forschung an Quantencomputern.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Ditzingen - Der Ditzinger Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf erwartet ein rapides Wachstum bei Lasern für Maschinen zur Herstellung von speziellen Chips. Diese Laser baut das niederländische Unternehmen ASML zusammen mit optischen Spiegeln, sogenannten Optiken, von Zeiss in Oberkochen in seine Lithografieanlagen ein. Kunden sind unter anderem Samsung oder Intel. Eingebaut werden die Mikrochips etwa in Smartphones. Durch spezielle Bearbeitung kann wesentlich mehr Information auf kleinstem Raum gespeichert werden als bei herkömmlichen Chips. Dies auch, weil mit extrem ultraviolettem Licht (EUV) gearbeitet wird, für das Trumpf die Laser herstellt.

 

Mit EUV-Lasern Jahresumsatz von 500 Millionen Euro erzielt

Mit der Partnerschaft für die Anlagen von ASML habe man nicht nur einen „Megatrend“ erwischt, sagte Geschäftsführer Peter Leibinger, sondern sei auch der Konkurrenz weit voraus: „Nur Trumpf kann diese Laser herstellen, und nur Zeiss kann die entsprechenden Optiken produzieren“, meinte Leibinger. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2021 endete, erzielte das Ditzinger Unternehmen allein mit EUV-Lasern bereits einen Umsatz von 500 Millionen Euro. Dies ist etwa so viel wie der gesamte Jahresumsatz in den USA oder in China.

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Im laufenden Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einer Steigerung des Umsatzes mit EUV-Lasern auf 600 Millionen Euro. Beschäftigt werden mit dieser Technologie 1100 Mitarbeiter, bis Ende des Jahres könnte deren Zahl laut Leibinger auf 1500 und in absehbarer Zeit auf 2000 Beschäftigte steigen. Deren Qualifikation unterscheide sich allerdings von den üblichen Anforderungen an Beschäftigte in der Produktion. In der Herstellung von EUV-Lasern arbeiteten ganz überwiegend Techniker, Ingenieure oder Beschäftigte mit wissenschaftlichem Hintergrund. Innerhalb der kommenden drei Jahre könnte sich der Umsatz mit EUV-Lasern nach Ansicht von Geschäftsführer Mathias Kammüller verdoppeln.

Kretschmann sagt Unterstützung zu

Leibinger forderte den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) anlässlich einer Führung im Ditzinger Werk dazu auf, dass sich das Land verstärkt um die Forschung für Quantencomputer kümmern solle. Bayern und Niedersachsen hätten bereits Gremien gebildet, um Forschungsgelder des Bundes für ihre Länder zu erhalten. Kretschmann wies darauf hin, dass der europaweit einzige Quantencomputer in Ehningen bei Böblingen stehe, und sagte Unterstützung zu.

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Außerordentlich stark gewachsen sind in den vergangenen Monaten die Auftragseingänge von Trumpf. Von Juli bis Dezember 2021 legten diese um etwas mehr als 50 Prozent zu. Im gesamten Geschäftsjahr 2020/2021 war ein Plus um 19 Prozent erzielt worden. Besonders stark seien die Bestellungen im zweiten Halbjahr 2021 gestiegen, erklärte Nicola Leibinger-Kammüller, die Vorsitzende der Gruppengeschäftsführung. Der Umsatz war von Juli bis Dezember 2021 um 24 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen.

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Im gesamten Geschäftsjahr 2020/21 verzeichnete das Unternehmen mit seinen weltweit knapp 15 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro. Ohne Probleme durch Lieferengpässe etwa für Elektronikteile oder Kunststoffe wäre im laufenden Geschäftsjahr eine deutliche Umsatzsteigerung möglich, sagte Leibinger-Kammüller. Gäbe es diese Engpässe nicht, könne der Umsatz auf die Höhe der Auftragseingänge wachsen, sagte Matthias Kammüller. Bis zum Jahr 2026 wolle Trumpf in Ditzingen mehr als 200 Millionen Euro investieren, unter anderem für den Ausbau der Produktion der Lasertechnik, erklärte Leibinger-Kammüller.