Ein Haufen völlig unbekannter Promis, viele eklige Tiere und nervenzerfetzende Dialoge: Hurra, das Dschungelcamp ist wieder bewohnt. In unserer Kolumne "Mehlwurm, Kakerlake und Co. - Die Dschungelcamp-Kolumne" begleiten wir die RTL-Show täglich mit Liebe und Abscheu.

Stuttgart/Irgendwo im Dschungel – Wir schreiben das Jahr 2035, auf RTL läuft gerade die 29. Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ an. Im Dschungelcamp hocken unter anderem Uschi Zimmermann, die vor zehn Jahren in der zweiten Runde von DSDS ausgeschieden ist, Hans-Peter Soboczinski, der einmal Komparse am Set der mittlerweile 71-jährigen Deutschfilm-Legende Til Schweiger war, und Kunold Häderle aus Hebsack, der mehreren hundert Menschen im Rems-Murr-Kreis dank der Kunststücke seines Terrier-Rüden Lucky bekannt ist.

 

Moderiert wird die Sendung seit mittlerweile 31 Jahren von Sonja Zietlow und – ganz neu - dem Newcomer Peter Zuck. Für Aufregung sorgte Soboczinksi bereits vor der ersten Sendung, weil er angekündigt hatte, im Falle einer Hungersnot im Camp den Hund von Häderle zu verspeisen.

Die Realität übertrifft die schlimmsten Fantasien

Okay, wir kapitulieren. Egal, wie absurd unsere Zukunftsszenarien auch ausfallen – die Realität wird sie locker übertreffen. Jedes Jahr aufs Neue denkt sich der in Abscheu geneigte Zuschauer, es könne eigentlich nicht mehr schlimmer kommen. Und doch gelingt es RTL dann ganz locker, einen noch absurderen Cast zerrupfter Gestalten zusammenzutrommeln.

Seit Freitag sitzen Helmut Berger (ja, DER Helmut Berger), das St.-Pauli-Original Olivia Jones, die Tochter von Tony Curtis, die Mutter von Daniela Katzenberger, der ehemalige Kaufhaus-Erpresser Arno Funke und ein Sextett noch elender abgehalfterter Figuren um das chronisch schwindsüchtige (bzw. auf Grund der Waldbrandgefahr mitten in der Sendung gelöschte) Lagerfeuer im australischen Dschungel.

Die Rettung heißt Olivia Jones

Erfreulicherweise sind nicht alle Insassen frei von Selbstironie, was einerseits durchaus erfrischend ist, andererseits beim ersten Auftritt des unverzichtbaren Dschungelarztes zu der überraschend profunden Erkenntnis führte: „Doctor Bob, du bist doch berühmter als wir.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und so freuen wir uns nun auf fast zwei Wochen Wahnsinn, Intrigen und grenzdebile Gruppendynamik. Die uns sicher von Figuren wie dem/der wunderbaren Olivia Jones versüßt wird.

Zwar löst sich ihr grellbuntes Makeup schon in Folge eins so langsam in Wohlgefallen auf – trotzdem ist er/sie es, die seinen/ihren Mitbewohnern die Maske herunterreißt, wenn er/sie kopfschüttelnd ausspricht, was die Zuschauer denken: „Man fragt sich doch, was in dem Kopf der einen oder anderen Dschungelbewohnerin vorgeht.“ Ganz ehrlich: Wir wollen es lieber nicht wissen.

Die Wahnsinnigen werden nicht ausgehen

Es ist also nicht zu befürchten, dass dem Camp die Wahnsinnigen ausgehen.

An anderer Stelle klafft in dieser siebten Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ allerdings eine in jeder Hinsicht riesige Lücke, die der Tod von Dirk Bach im Oktober 2012 gerissen hat. Im Abspann zeigte der Sender die schönsten Szenen mit ihm - zu "Goodbye" von Archive. RTL hat Daniel Hartwich (bisher Moderator von „Das Supertalent“ auf RTL) als seinen Nachfolger engagiert. Im Vergleich zu Dirk Bach wirkt er nicht nur von der Figur her mager.

Dirk Bach fehlt - und RTL versucht uns zu trösten

Weil das auch RTL weiß, geht der Sender offen damit um. Deshalb darf der Neue am Anfang der Sendung fragen: „Wo ist mein Platz?“ Worauf Mitmoderatorin Sonja Zietlow sagt: „Den musst du dir erst erarbeiteten. Aber so lange darfst du dich auf Dirks Platz setzen.“

Der Moderator müht sich also redlich zu unterhalten, während sich die Insassen dafür offenbar gar nicht anstrengen müssen. Es gibt allen Grund, den nächsten Folgen freudig entgegen zu gruseln. Wir werden sie täglich in unserer Kolumne „Mehlwurm, Kakerlake und Co.“ dokumentieren. 

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