Auch finanziell profitiert der Bürger von der EU, wie eine Bertelsmann-Studie zeigt. Man müsste die Möglichkeiten noch besser nutzen, meint Daniel Gräfe.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart/Brüssel - Das gibt kurz vor der Europawahl den pro-europäischen Kräften Auftrieb: Zwei Wochen vor der Europawahl fasst eine Studie der Bertelsmanns-Stiftung die wirtschaftlichen Vorteile des EU-Binnenmarktes in Zahlen – konkret auf den statistischen Durchschnittsbürger heruntergebrochen. Demnach wächst durch den Binnenmarkt das Einkommen der EU-Bürger jährlich im Schnitt um rund 840 Euro pro Person. Für Deutschland lässt sich der durchschnittliche Einkommenszuwachs sogar auf 1046 Euro beziffern.

 

Nicht ganz unerwartet profitieren europaweit jene Länder, die im geografischen Zentrum liegen, und hier zuvorderst die exportstarken Nationen. Für die Niederlande und Österreich ist die EU ein Segen, mit ihren kleinen Inlandsmärkten wären sie zum wirtschaftlichen Stillstand verdammt. Die ländlich geprägte, europäische Peripherie kann damit nicht konkurrieren – Bulgarien, Rumänien, aber auch Spanien profitieren weitaus weniger stark.

Region Stuttgart schneidet besonders gut ab

Europaweit mit vorne dabei ist der Regierungsbezirk Stuttgart mit der starken, exportorientierten Industrie. Auf 1304 Euro beziffern die Studienmacher das durchschnittliche Einkommensplus. Mit rund der Hälfte muss der Durchschnittsbewohner in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern auskommen.

Diese Unterschiede werden das Gefühl, dass im Grunde alle Bürger wirtschaftlich vom europäischen Binnenmarkt profitieren, nicht notwendigerweise stärken. So mancher wird sich in seiner Meinung bestärkt fühlen, zu den wirtschaftlichen Verlieren zu gehören. Und doch muss man mit diesen konkreten Zahlen weiter für das von vielen kritisierte Projekt EU massiv werben. Auch der digitale Binnenmarkt mit der Abschaffung des Roamings, mit der Stärkung der Verbraucherrechte beim Online-Handel und des Datenschutzes bringen dem Bürger viele Vorteile. Die Effekte könnten noch größer sein, wenn der Handel gerade bei den Dienstleistungen intensiviert würde, wie die Studie zeigt. Schon jetzt gilt unter dem Strich: Auch wenn nicht alle gleichermaßen von der EU profitieren: Ein Gewinn ist sie für die allermeisten allemal.