Man sollte nicht über Aushilfslehrer klagen, sondern sie fortbilden, meint Redakteurin Renate Allgöwer

Stuttgart - Die Not ist groß an den Schulen im Land, besonders an Grundschulen. Immer mehr Menschen ohne formale Lehrbefähigung unterrichten die Schüler. Die Tatsache eignet sich sehr zu markanten Aufschreien. Fahrlehrer und Fleischereifachverkäuferinnen unterrichten Kinder, klagt etwa die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Das muss nicht das Ungünstigste sein, wenn es sich um Berufsschüler der einschlägigen Branchen handelt. Grundsätzlich ist ausgefallener Unterricht der schlechteste Unterricht.

 

Der Anteil der Lehrkräfte ohne Lehrerausbildung wächst. In Berlin etwa haben nur 39 Prozent der neueingestellten Lehrer die klassische Ausbildung absolviert. In Baden-Württemberg aber hält er sich im Rahmen. 1,2 Prozent derer, die im Südwesten vor den Klassen stehen, sind keine Lehrer im engen Sinn. Und viele von ihnen sind nicht Frisörin oder Fahrlehrer, sondern Erzieherin oder Sozialpädagoge, kommen also aus pädagogikverwandten Berufen.

Richtiger Weg

Doch ist der Einsatz eine Notlösung, die den Lehrermangel offenbart. Es fehlt der Kultusministerin nicht am Geld, die Lücken im Unterricht zu schließen, es fehlt an Fachkräften. Da hilft keine Schuldzuweisung an Vorgängerregierungen, die schlecht geplant hätten. Es gilt, jetzt die Weichen richtig zu stellen. Das Land ist auf dem richtigen Weg: Es werden mehr Studienplätze für künftige Grundschullehrer eingerichtet. Doch bis die fertig sind, dauert es. Dass Lehrer aufgefordert werden, ihre Teilzeitverträge aufzustocken, kann schneller helfen. Eine Maßnahme gegen Lehrermangel wäre auch, die Aushilfslehrer die notwendige Qualifikation einfach nachholen zu lassen. Zum Beispiel berufsbegleitend. Sie stopfen immerhin zum Teil seit Jahren die Löcher in der Unterrichtsversorgung.

renate.allgoewer@stzn.de