Die Region will zusätzliche P+R-Parkplätze schaffen oder bestehende sichern. Ein Großprojekt dazu bahnt sich in Remseck an. Verzögerungen gibt es in Marbach.

Remseck/Marbach - Die Städte vom Individualverkehr entlasten und den ÖPNV stärken, diese Ziele verfolgt der Verband Region Stuttgart (VRS). Zur Strategie der Planer aus der Landeshauptstadt gehört dabei auch, genügend P+R-Parkplätze bereitzustellen, gewissermaßen als Andockstationen für den Übergang vom Auto in die Bahn. Das soll insbesondere Pendlern aus dem ländlichen Raum, wo der Bus oft nicht im allerdichtesten Takt fährt, den Umstieg auf die Züge schmackhafter machen, erklärt VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler. Aus dem Grund sichert der Verband seit einiger Zeit gezielt P+R-Parkplätze durch eine finanzielle Kompensationszahlung an die Kommunen oder fördert den Ausbau – und will dieses Konzept nun weiter forcieren.

 

Bauen auf Brache Insgesamt neue 790 Stellmöglichkeiten sollen in den kommenden Jahren geschaffen werden, zum Beispiel in Kirchheim am Neckar, wo rund 100 weitere Plätze realisiert werden. Gebaut wird auf einem derzeit brach liegenden Gewerbequartier, das in den Besitz der Kommune übergegangen sei, erklärt Bürgermeister Uwe Seibold. Die Umsetzung solle recht zügig erfolgen. „Ob die Bagger schon 2022 anrücken, muss sich zeigen, spätestens 2023 soll es aber losgehen“, sagt der Rathauschef, der darauf verweist, das auf dem Areal in Bahnhofsnähe unter anderem auch ein Fahrradparkhaus entstehen und die Bushaltestelle umgebaut werden sollen.

Parkdeck in Remseck Ebenso viele P+R-Stellflächen sind in Remseck geplant, und zwar auf der bestehenden Anlage auf Tuchfühlung zur Stadtbahn beim Hornbach-Baumarkt. Wie Jürgen Wurmthaler hervorhebt, muss dafür kein zusätzliches Gelände versiegelt werden. Angedacht sei, ein Parkdeck draufzupacken. Zielrichtung sei, dass Autofahrer dort schon 2025 ihre Wagen abstellen können. Die Planungen sollen, so der Gemeinderat seinen Segen gibt, im Frühjahr oder Sommer 2023 in Angriff genommen werden, ergänzt Philipp Weber, Pressesprecher der Stadt Remseck. Der Baubeginn werde für 2024 anvisiert.

„Die Erweiterung des P+R Parkplatzes soll als Parkdeck mit Stahlverbundkonstruktion in Systembauweise über dem vorhandenem Parkplatz gebaut werden. Dabei wird die bestehende runde Form des Parkplatzes, ein sogenannter Parkring, aufgegriffen“, erläutert Weber. Um das Parkdeck zu erschließen, müssten einige wenige der bestehenden rund 260 Stellflächen entfallen, sodass man am Ende auf dem ganzen Areal rund 350 Autos unterbringen können werde. Die Gesamtkosten für den Neubau beliefen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Würden Förderanträge bei Land und VRS bewilligt, könne man mit Zuschüssen von je 450 000 Euro kalkulieren. Pro neuem Stellplatz übernehme die Region nach erfolgter Bewilligung 4500 Euro, das Land nochmal die gleiche Summe, bestätigt VRS-Mann Jürgen Wurmthaler.

Verzögerung in Marbach Eine Art Entschädigung von 180 Euro pro Jahr erhalten Kommunen dafür, dass bestehende Plätze langfristig für Pendler freigehalten werden. Eine Kooperationsvereinbarung nach diesem Modell über 62 Stellflächen wollten VRS und Stadt eigentlich auch für Marbach unterzeichnen. Hier gibt es aber Verzögerungen, weil der Bahnhofsvorplatz umgestaltet werden soll. „Darin enthalten sind auch die Flächen für die aktuelle Parkierung“, erläutert Bürgermeister Jan Trost. Und es sei noch unklar, „wie der Busbahnhof zukünftig aussehen wird und wie viele Stellplätze es noch geben wird“. Aufgrund der angespannten Haushaltslage und einer Reihe anderer Vorhaben habe das Projekt noch keine Fahrt aufnehmen können.

Warten auf die Stadtbahn Auf Eis liegen auch die zusätzlichen 400 Parkplätze, die Ludwigsburg laut Entwurfsplanung über die anvisierte Mobilitätsdrehscheibe im Westen der Stadt einbringen wollte. „Das Projekt ist an die Realisierung der Stadtbahn geknüpft. Wegen der hohen finanziellen Belastung durch den kommunalen Anteil für die Stadt Ludwigsburg wird das Projekt zunächst nicht weiterverfolgt“, heißt es dazu in der Vorlage des Verkehrsausschusses des VRS, der sich am 2. Februar umfassend mit dem ganzen Thema befassen wird.

Perspektiven für den Favoritepark Dabei wird dem Gremium auch ein Ausblick darauf gegeben, welche Möglichkeiten sich für die Zukunft eröffnen könnten. In den Blickpunkt rückt dabei auch der Ludwigsburger Favoritepark, wo laut Jürgen Wurmthaler aktuell rund 50 P+R-Parkplätze von der Stadt ausgewiesen sind und etwa 250 Stellflächen auf einem landeseigenen, öffentlichen Parkplatz zur Verfügung stehen. Ab 2024 sollen Letztere durch die Parkraumbewirtschaftung Baden-Württemberg betreut werden. Noch sei aber unklar, was das bedeuten wird und welche Gruppen künftig das Areal nutzen dürfen, sagt Wurmthaler, der berichtet, das dort aktuell Pendler, Studenten und Lehrkräfte der angrenzenden Pädagogischen Hochschule gleichermaßen ihre Fahrzeuge abstellen. Aber natürlich habe der VRS grundsätzlich Interesse daran, perspektivisch auf dem Gelände Plätze für ÖPNV-Umsteiger zu sichern.

Die Prognose Wurmthaler zeigt sich auch optimistisch, dass die Nachfrage nach diesen Angeboten weiter steigen wird. Momentan lasse sich zwar coronabedingt eine Delle bei den Fahrgastzahlen und in Konsequenz daraus bei der Belegung der P+R-Plätze beobachten. Aber nach dem Ende der Pandemie werde der Bedarf wohl wieder ansteigen, zumal das ÖPNV-Angebot ausgebaut werden solle. Insofern wolle man den Bau zusätzlicher P+R-Parkplätze auch in Zukunft forcieren.

Nicht alle Ziele erreicht

Diskrepanz
In bislang zwei Förderrunden hat der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) finanzielle Unterstützung für 4535 bestehende P+R-Parkplätze und den Bau von 1676 zusätzlichen Stellflächen genehmigt. Tatsächlich eingebracht werden von den Kommunen aber nur rund 3400 Bestandsplätze, neu gebaut werden 680.

Bilanz
Die Gründe für diese Diskrepanz sind unterschiedlich. In Schwaikheim fehlt beispielsweise noch ein Ratsbeschluss, in Backnang geht man laut VRS nicht mehr davon aus, ein neues Parkhaus am Bahnhof vor 2025 errichten zu können, manchmal haben auch leere Kassen ein Projekt verhindert. Unterm Strich zeigt sich VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler dennoch „zufrieden über das, was erreicht wurde. Immerhin haben wir mehrere tausend Parkplätze für einen längeren Zeitraum gesichert“. Und das, obwohl es für die Kommunen immer einen Zielkonflikt gebe. Denn die Flächen wären auch für eine andere Nutzung attraktiv.