Am Donnerstag stellen Polizei und Innenministerium Baden-Württemberg die Kriminalstatistik des Landes für 2022 vor. Darin findet sich einiges Brisante – etwa in Sachen Ausländerkriminalität.

Wenn am Donnerstag Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl und Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz die offizielle Kriminalstatistik samt Sicherheitsbericht des Landes für 2022 vorstellen, werden sie auf den ersten Blick wohl beruhigende Fakten präsentieren. Nach Informationen unserer Zeitung sind die Zahlen der Straftaten und der Tatverdächtigen zwar zum ersten Mal seit Jahren gestiegen, das hat aber viel mit dem Rückgang während der Corona-Lockdowns zu tun. Sie bewegen sich insgesamt noch unter dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeit. Allerdings gibt es einige heikle Punkte.

 

Dazu gehört die Aufschlüsselung nach Nationalitäten. Rund 240 000 Tatverdächtige zählten die Polizeidienststellen in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr. Das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent. Die mit Abstand größte Gruppe waren Deutsche mit knapp 137 000 Tatverdächtigen oder umgerechnet 57 Prozent. Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit machten 103 000 Tatverdächtige aus, das entspricht 43 Prozent, Verstöße gegen das Ausländerrecht eingerechnet. Damit sind sie bei einem Bevölkerungsanteil von unter 20 Prozent deutlich überrepräsentiert.

Das ist so weit nichts Neues. Der Trend allerdings ist auffällig. Während es bei deutschen Tatverdächtigen einen Anstieg binnen Jahresfrist um 4,5 Prozent gab, lag er bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen bei 20 Prozent.

Anstiege gibt es dabei überall, einige Nationalitäten allerdings sprengen den sonstigen Rahmen deutlich. So hat sich die Zahl der Tatverdächtigen aus Afghanistan laut Statistiken, die unserer Zeitung vorliegen, innerhalb eines Jahres fast verdoppelt – von 3246 auf 6066. Bereits im Jahr zuvor war diese Zahl entgegen dem damaligen Trend gestiegen. Das gilt auch für Syrer, von denen 7331 als Tatverdächtige auftauchen – ein Plus von rund 25 Prozent. Auch Tatverdächtige aus dem Kosovo, Rumänien und Bulgarien verzeichnen starke Zuwächse.

Ukraine taucht zum ersten Mal nennenswert auf

Insgesamt liegt bei Tatverdächtigen ohne deutschen Pass nach wie vor die Türkei vorn mit gut 11 000 Menschen, was angesichts des hohen Bevölkerungsanteils auch nicht verwundert. Dahinter folgen Rumänien, Syrien, Afghanistan und Italien. Die Ukraine taucht angesichts der großen Flüchtlingswelle zum ersten Mal auf den vorderen Rängen auf. Sie liegt mit 3350 Tatverdächtigen auf Platz sieben.

Auffällig ist, dass viele klassische Flüchtlingsnationen der vergangenen Jahre vorn vertreten sind. Zwischen 1800 und 2700 Tatverdächtige kommen jeweils aus dem Irak, aus Algerien, Gambia, Georgien oder Nigeria. Die gängige Erklärung dafür lautete in den vergangenen Jahren, dass aus vielen dieser Länder vor allem junge Männer nach Deutschland geflüchtet sind. Eine Gruppe, die generell ohnehin am anfälligsten für Straftaten ist. Dazu kommen schwierige Unterbringungsverhältnisse und kulturelle Unterschiede auch unter den Geflüchteten.