Auf einem Grundstück in Hoffeld in Stuttgart ist ein Mehrgenerationenprojekt geplant. Dem Gestaltungsbeirat sind die Pläne allerdings noch zu wuchtig.

Hoffeld - Es ist still an der Sprollstraße in Hoffeld, dort, wo ein abzweigender Weg hinunter ins Ramsbachtal führt. Wo einst bei halbwegs schönem Wetter immer Kinderlachen zu hören war, übertönt jetzt nichts mehr die wenigen vorbeifahrenden Autos – oder die Müllabfuhr. Das Kindergartengebäude steht schon seit Monaten leer. Und mit dem geplanten Mehrgenerationenhaus dort will es auch nicht so richtig vorangehen. Die Entwürfe, die ein Vertreter der Bauherrengemeinschaft jetzt im Gestaltungsbeirat vorgestellt hat, haben den Architektinnen und Architekten in dem Gremium nicht gefallen.

 

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Die katholische Kirchengemeinde hat an der Reutlinger Straße eine neue, große Kindertagesstätte gebaut, wohin die Kinder aus St. Johannes in Hoffeld mitten im Pandemie-Lockdown umgezogen sind, also zumindest die, die in der Notbetreuung waren. Das Grundstück an der Sprollstraße hat die Kirche an eine Bauherrengemeinschaft, in der sich auch Hoffelder Einwohnerinnen und Einwohner engagieren, verkauft.

So viele Wohnungen sind im Mehrgenerationenhaus geplant

Ziel ist ein nach außen offenes Mehrgenerationenhaus mit neun bis zwölf unterschiedlich großen Wohnungen mit flexiblen Grundrissen, einem Wintergarten im Innenhof und Gemeinschaftsräumen, errichtet in Holzhybridbauweise als Energieplushaus, wobei die aktuell hohen Holzpreise gerade Probleme bereiten. Auch über Recyclingbeton wird nachgedacht.

In dem Neubauprojekt ist Nachhaltigkeit in vielfältiger Form prägend: So sind Zisternen für die Gartenbewässerung vorgesehen, die Dächer werden komplett entweder mit Solarmodulen belegt oder gleich mit Solarziegeln gedeckt, ein Carsharingsystem soll in das Mehrgenerationenhaus integriert sein, die Flächen sollen, so weit es möglich ist, begrünt werden.

Gestaltungsbeirat kritisiert Pläne an der Sprollstraße

Bei so vielfältigen Ansprüchen an ein Grundstück wie das in Hoffeld in schöner Aussichtslage ist eine sehr intensive Flächenausnutzung fast zwangsläufig die Folge, zumal beispielsweise eine Tiefgarage gebaut werden muss und es auch noch etliche andere baurechtliche Vorgaben gibt. Und genau diese intensive Ausnutzung und die daraus resultierende Gebäudegröße stieß den Gestaltungsbeirätinnen und -beiräten auf. „Fast 80 Prozent des Grundstücks sind unterbaut“, sagte beispielsweise die Stadtplanerin und Architektin Vanessa Miriam Carlow. Und dass der Multifunktions- und Hobbyraum im Keller eingeplant ist, findet sie „nicht sinnvoll“.

Ähnliche argumentierte Dörte Gatermann vom Beirat. Gemeinschaftsräume sollten ihrer Meinung nach die schönsten in einem solchen Haus sein – und eben nicht im Keller. Der Wintergarten sei sehr eingeengt, das Projekt eigentlich ein massives großes Haus mit mehr Höhe und Fläche als auf den Nachbargrundstücken. Gatermann: „Dadurch wird der eigene Anspruch der Leichtigkeit nicht eingehalten.“

Wie es mit dem Projekt in Stuttgart-Hoffeld weitergeht

Und auch der Beiratsvorsitzende Patrick Gmür kam zu dem Ergebnis: „Die Pläne sagen etwas anderes als der Anspruch. Die Qualität an diesem Ort ist doch die Weitsicht, die sollte gesichert werden.“ Für den Projektentwickler, der die Bauherren nach außen vertritt, wird die Aufgabe dadurch nicht leichter. Die Pläne seien das Ergebnis eines relativ langen Diskussions- und Entwicklungsprozesses. Der kann jetzt mit den Einwänden des Gestaltungsbeirats fortgesetzt werden. „Wir haben noch kein Baugesuch eingereicht“, hieß es bei der Sitzung, „wir sind noch nicht so weit“. Im dritten Quartal des Jahres hofft er auf mehr Klarheit – und darauf, den Bauantrag im Herbst oder Winter einreichen zu können.