Das Mehrgenerationenhaus in Renningen ist das Ergebnis einer Bauherrengemeinschaft. Ihr Ziel: Ein Gebäude zu erschaffen, in dem Nachbarn keine Fremden sind, sondern eine Gemeinschaft.

Renningen - Das Leben in den meisten Mehrfamilienhäusern läuft ziemlich anonym ab. Man sieht sich ab und zu im Hausflur, grüßt freundlich, hält vielleicht einen kurzen Plausch im Treppenhaus ab. Wirkliche Gemeinschaft wird aber selten gelebt, da die Voraussetzungen oft gar nicht gegeben sind. Wer trifft sich mit seinen Nachbarn schon gerne im dunklen Keller oder in der Waschküche? Genau hier setzt das Prinzip der Mehrgenerationenhäuser an. Große Gemeinschaftsflächen und der Wille der Bewohner, ein gutes und enges Verhältnis zu den Nachbarn zu pflegen, sind der Kern dieser Wohnform.

 

Die ersten Bewohner ziehen 2019 ein

In Renningen gibt es ein solches Mehrgenerationenhaus im Wohngebiet Schnallenäcker II. Es ist das Ergebnis einer Bauherrengemeinschaft, die sich vor mehreren Jahren zu genau diesem Zweck zusammengefunden hat. Anfangs hatten die Initiatoren mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Unter anderem fanden sich nicht genügend Bauherren, da das Konzept noch nicht so verbreitet war. Die Paulus Wohnbau GmbH sprang als Bauträger ein, damit das Projekt überhaupt zustandekommen konnte. Letztlich wurde das Projekt aber zu einem großen Erfolg. Im Sommer 2019 konnten die ersten Bewohner einziehen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Alle Bewohner leben das Miteinander

Karin Krämer ist eine der Bauherrinnen und lebt ebenfalls seit zwei Jahren in dem Mehrgenerationenhaus. „Ich habe das keine Sekunde lang bereut“, sagt sie. Karin Krämer war eine der wenigen, die erst später zu dem Projekt hinzugestoßen waren. „Ich habe alleinstehend in einem relativ großen Haus gelebt“, erzählt sie.

„Und ich wusste, dass das keine Perspektive fürs Alter ist. Irgendwann bringt ein großes Haus mit Garten weniger Freude, sondern vielmehr Belastung.“ Daher wollte sie sich nach einer Alternative umsehen – wissend, dass es in der Umgebung viele Neubaugebiete gibt –, und stieß dabei auf das Projekt Mehrgenerationenhaus.

Schwierigkeiten beim Brandschutz

Das Konzept dahinter überzeugte sie gleich: Die Möglichkeit, sich am gemeinschaftlichen Leben im Haus zu beteiligen, ohne dass ein Zwang besteht. Zu diesem Zweck sollte es mehrere gemeinschaftliche Flächen geben wie einen großen Garten, ein verglastes Atrium als großen Eingangsbereich und einen Gemeinschaftsraum mit Küche. „Auch die Mischung aus Jung und Alt bei den zukünftigen Bewohnern hat mich angesprochen.“

Die Verzögerungen in der Umsetzung verlangten der Bauherrengemeinschaft einiges ab. So gab es Schwierigkeiten bei den Brandschutzbestimmungen wegen der speziellen Bauart mit dem verglasten Atrium. „Diese Zeit war interessant, lehrreich und herausfordernd“, sagt Karin Krämer. „Aber da die Menschen, die daran beteiligt waren, das auch wirklich wollten und zu Kompromissen bereit waren, haben wir immer zügig eine Lösung und gefunden. Das hat den Zusammenhalt sogar noch gestärkt.“

„Wenn man jemanden braucht, ist immer einer da“

Nach Beginn der Coronapandemie konnten die Gemeinschaftsräume nur sehr eingeschränkt oder gar nicht für gemeinsame Treffen genutzt werden. „Trotzdem hat sich gerade während Corona gezeigt, wie gut alles funktioniert“, freut sich Karin Krämer. „Wenn mal irgendetwas nicht mehr ging, wusste man: Wenn man jemanden braucht, ist immer einer da.“ Sei es für einen Einkauf oder die Fahrt zum Arzt. Jetzt langsam fange es wieder an, dass man sich mit den anderen draußen im Garten wieder auf ein Getränk treffen könne. „Da sitzt man dann gemütlich zusammen und tauscht sich aus.“

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Eben das ist für sie das Wesentliche an dem Mehrgenerationenhaus. „Dass auch mit Menschen, die ein völlig anderes Leben und andere Voraussetzungen haben, immer ein konstruktiver Austausch da ist, von dem hoffentlich beide Seiten profitieren.“ Allerdings, betont sie: Nur der Titel „Mehrgenerationenhaus“ macht aus einem Haus noch keine Gemeinschaft. Es schaffe mit den Gemeinschaftsflächen zwar beste Voraussetzungen dafür. „Aber letztlich muss das von den Menschen kommen, die dort leben.“