Sport: Dirk Preiß (dip)
Inwiefern wird sich die Mannschaft nach dem Aufstieg umstellen müssen?
In der vergangenen Saison war der VfB fast immer Favorit und musste das Spiel gestalten, in der Bundesliga wird wichtig sein, dass die Mannschaft schnell umschalten kann. Man muss mehr Tempo ins Spiel bekommen – hat aber eventuell den Vorteil, dass die Konkurrenz viele Spieler und deren Qualitäten noch nicht so genau kennt.
VfB-Trainer Hannes Wolf kennt die Bundesliga auch noch nicht. Ein Problem?
Durch den Aufstieg hat er schon einen großen Schritt gemacht, der war wichtig und wird ihm genügend Selbstvertrauen geben, um auch den weiteren Weg mit dem VfB erfolgreich gehen zu können.
Sie sehen kein Risiko darin?
Nein. Überhaupt nicht.
In der neuen Saison stehen erstaunlich viele junge Trainer in der Bundesliga in der Verantwortung. Wie gefällt Ihnen dieser Trend?
Früher gab es auch schon junge Trainer, ich selbst war ja einer. Der Unterschied war, dass man in diesen jungen Jahren nicht auf der höchsten Ebene arbeiten konnte. Das hat sich verändert. Ich finde es gut, dass die jungen Kollegen Chancen bekommen.
Spielt Erfahrung keine Rolle mehr?
Doch, man muss aber auch sehen, dass die heutigen jungen Trainer ganz anders ausgebildet sind. Sie hatten oft keine so lange Karriere als Spieler oder haben gar nicht in der Bundesliga gespielt. Das passt dann schon – allerdings muss man auch aufpassen, dass man es nicht übertreibt.
Und Sie ärgern sich nicht, weil Ihnen mögliche Jobs weggenommen werden?
(Lacht) Ich? Nein. Das wäre vielleicht so, wenn ich mich langweilen würde. Aber das ist nicht so. Mir geht es gut, ich beobachte und analysiere das Ganze – unter anderem als TV-Experte bei Sport 1.
In der kommenden Saison tummeln sich nur Vereine im Oberhaus, die sich als dauerhaftes Mitglied sehen. Wird das die stärkste Bundesliga aller Zeiten?
Es wird auf jeden Fall eine sehr interessante Saison. Das Paradoxe an der Bundesliga ist ja: Man kann in einem Jahr Fünfter werden und im nächsten gegen den Abstieg spielen. Kleinigkeiten können Spiele entscheiden. Ich bin gespannt, was passiert.
Was ist mit der Stärke?
Da sehe ich die englische und die spanische Liga vor der Bundesliga. Und Italien hat wieder zu uns aufgeschlossen.
In England . . .
. . . gibt es allein sechs Spitzenmannschaften. Und auch in Spanien gibt es nicht nur Real Madrid und den FC Barcelona. Der FC Sevilla zum Beispiel hat in den vergangenen elf Jahren mehrfach die Europa League gewonnen, ein deutsches Team im gleichen Zeitraum kein einziges Mal. Die Bundesliga muss aufpassen.
Ist das alles nur eine Frage des Geldes?
Natürlich auch. Geld regiert die Welt. Andererseits haben auch einige deutsche Clubs einen vergleichbaren Etat wie der FC Sevilla – und haben es dennoch nicht geschafft, diese Erfolge zu feiern. Ich wünsche mir, dass alle deutschen Vereine, die am Europapokal teilnehmen, dort auch was erreichen wollen. Und dass sie nicht sagen, die Bundesliga sei ohnehin wichtiger. Es zeigt sich international, wie stark die Liga ist. Man kann sich ja gerne einreden, man habe die stärkste Liga der Welt – dieser Meinung bin ich aber nicht. Aber, wie gesagt: Interessant wird es auf jeden Fall. Denn in der Liga ist fast nichts mehr zementiert.