Valentina Antonius ist beim Internationalen Speaker Slam in München ins Finale gekommen. Die 42-Jährige aus dem Stuttgarter Westen möchte mit ihren Reden die Welt ein bisschen besser machen – und hat ein konkretes Konzept entwickelt, wie das gehen soll. Daraus soll nun ein Buch entstehen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Zurückhaltung kann man Valentina Antonius nicht unterstellen. Beim zweiten Date bringt sie Männern häufig schon ein Geschenk mit. Meistens ist es ein Kleidungsstück oder ein hübsches Accessoires. Nicht, weil sie sich damit bei ihrem Gegenüber einschleimen möchte; auch nicht, weil sie glaubt, sie hätte bei dem Mann dann bessere Karten. Nein, ein Geschenk bringt sie mit, weil sie überzeugt davon ist, dass ihr Datingpartner dieses dringend nötig hat. „Die meisten Männer wissen sich einfach nicht richtig zu kleiden“, sagt Valentina Antonius, die ihren richtigen Namen nicht verraten möchte. Sie möchte nur unter ihrem Künstlernamen bekannt sein. „Und viele nehmen das wirklich ganz dankbar an.“ Ein bisschen Eigennutz ist bei der Sache natürlich dabei: „In neun von zehn Fällen könnte ich ja sonst gleich aufstehen und gehen.“

 

Die 42-Jährige aus dem Stuttgarter Westen ist eigentlich Bauingenieurin bei einem Bauunternehmen. Während dieser Arbeit hat sie auch ihre neue Leidenschaft entdeckt: reden. Im Rahmen eines Projektes habe sie einige Vorträge und Trainings abhalten müssen. „So kam ich zum Sprechen“, erzählt sie. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie in ihrer Freizeit an ihrer Redefähigkeit gefeilt hat. Vor kurzem hatte sie ihren ersten Auftritt beim Internationalen Speaker Slam in München – und kam ins Finale. „Für mein Debut war das nicht schlecht“, sagt Antonius nicht ohne Stolz.

Gleich beim Debut ins Finale

Sie hat Bücher von berühmten Rednern gelesen und deren Auftritte angeschaut. Begeistert und inspiriert ist sie von Autor, Redner und Manager Hermann Scherer, der zu den gefragtesten Rednern Deutschlands gezählt wird. Er habe auch den Slam in München mitinitiiert.

Was muss ein guter Redner, eine gute Rednerin können? Zuerst braucht man eine Philosophie, einen Ansatz, was im Leben besser laufen muss und wie man die Welt ein bisschen besser machen könnte. Fünf Minuten hatte sie in München Zeit, vor der Jury ihren Ansatz zu präsentieren und durch ihre Art zu reden, zu überzeugen. „Mein Ansatz ist es, dass wir alle Diener werden müssen.“ Man, nein eigentlich jeder müsse in den Dienst der Menschheit treten – für die anderen Menschen. Klingt ein bisschen konfus. Konkret geht es der schlanken 42-Jährigen mit den langen, braunen Haaren darum, wie man durch „dienen“ einen Mehrwert im eigenen Leben schaffen kann. „Denn nur wer gibt, wird reich belohnt“, zitiert sie eine alte Floskel.

Vom Dienen und dem Respekt gegenüber seinen Mitmenschen

Aber was hat es nun mit diesem Dienen auf sich? Da schließt sich der Kreis wieder hin zu Antonius Datingerfahrungen. „Sich richtig zu kleiden, stilvoll und sauber, dient auch meinem gegenüber“, sagt sie. Ein guter Stil, ein gutes Benehmen zeuge von Respekt gegenüber den eigenen Mitmenschen. Eigenschaften, die von vielen immer mehr vernachlässigt zu werden. Sich gut zu benehmen, wird bei vielen schon in die Spießerecke eingeordnet, sprich sie halten das für überschätzt. Umgekehrt habe man ja oft das Gefühl, nur noch von Rüpel umgeben zu sein, auf der Straße, im Supermarkt, abends im Konzert. Das empfindet Antonius so und möchte daran etwas ändern. Ihre Rednertätigkeit möchte sie nach ihrem ersten Erfolg nun weiter ausbauen. Es gebe ohnehin viel zu wenige weibliche Rednerinnen in der Branche. Auch kann sie sich gut vorstellen, zusätzlich Stil- und Benimmtipps zu geben.

Im Übrigen, beziehe sich dienen – also ein angenehmer und unterhaltsamer Mensch zu sein – nicht nur auf das private Umfeld, sondern natürlich auch auf den Alltag in Unternehmen. „Ich finde gerade Chefs müssen umdenken und ihren Mitarbeitern mehr zuhören anstatt nur stur Befehle von oben nach unten abzugeben.“

Antonius hat acht Jahre in Spanien gelebt, war ein paar Monate in Griechenland, ihre Wurzeln sind kroatisch. Durch den interkulturellen Vergleich sei ihr aufgefallen, dass manches Erziehungssache ist: „Sauberkeit und Stil, das wird in Spanien in der Familien von einem zum anderen weitergetragen“, so ihre Erfahrung. In Deutschland seien solche „Sekundärtugenden“ seit den 68ern verpönt.

Jeder hat die Pflicht, glücklich zu sein – damit die anderen um einen rum es auch sind

Sie hält das keineswegs für eine Oberflächlichkeit. Sie glaubt man bekomme so mehr zurück im Leben: „Kleider machen eben doch Leute.“ Sie bezeichnet das in ihren Reden als die „die äußere Ebene“, die zweite Ebene sei die zwischenmenschliche; die Art, wie man mit anderen Menschen redet, wie man jemanden seinen freien Willen lässt statt über ihn zu bestimmen. Ihre dritte Ebene sei die innere, die Art wie man mit Ängsten und Stress umgehe. „Auch das sollte jeder für sich in den Griff bekommen, um seine Mitmenschen nicht zu belasten“, sagt sie. Denn: „Jeder hat die Pflicht glücklich zu sein, damit die anderen sich mit einem wohlfühlen.“

Diese Message möchte sie künftig in ihren Reden vermitteln – und natürlich nicht nur vor ihren Datingpartner, sondern vor einem größeren Publikum. Auch an einem Buch arbeitet sie bereits.