Daimler trennt sich von Fernsehköchin Sarah Wiener. Angestellte der von Wiener geführten Gastronomie des Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart hätten zu lange arbeiten müssen. Bei der Unternehmensgruppe von Sarah Wiener sieht man den Sachverhalt anders.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Daimler AG bereits zum 30. November die Zusammenarbeit mit der Firma der Fernsehköchin Sarah Wiener beendet. Wiener zeichnete für die Gastronomie im Mercedes-Benz-Museum in Bad Cannstatt verantwortlich. Laut einem Daimler-Sprecher habe die Sarah-Wiener-Unternehmensgruppe gegen die im Oktober 2013 neu formulierten sozialen Grundsätze für Werkvertragsunternehmer und Lieferanten verstoßen.

 

Der Vorwurf: Mitarbeiter der Sarah- Wiener-Gruppe sollen mehr als zehn Stunden am Tag in der Museumsgastronomie gearbeitet haben. Nach StZ-Informationen hatte Daimler in Stuttgart Hinweise erhalten, dass gegen die Grundsätze des Unternehmens verstoßen worden sei. Daraufhin habe Daimler Stichproben gemacht, nach denen sich der Verdacht erhärtet habe. „Hinweisen zu Verstößen gegen die Grundsätze unseres Unternehmens gehen wir grundsätzlich nach“, bestätigte der Daimler-Sprecher. Bei der Unternehmensgruppe von Sarah Wiener sieht man den Sachverhalt naturgemäß anders. „Arbeitszeitverstöße sind nach unserer Anweisung an die Niederlassungsleitung korrigiert worden“, erklärte eine Sprecherin von Sarah Wiener auf StZ-Anfrage.

Sarah Wiener gibt ehemaligem Küchenchef die Schuld

Das Magazin „Der Spiegel“ hatte am Montag als erstes über das Ende der Zusammenarbeit von Daimler und Wiener berichtet. Laut „Spiegel“ habe Wiener als Betreiberin der Stuttgarter Museumsgastronomie und einer weiteren Daimler-Gastronomie in Bremen von dem Automobilunternehmen 700 000 Euro im Jahr erhalten. Dem widerspricht die Sprecherin der Fernsehköchin: „Wir haben keine direkten Zuschüsse der Daimler AG erhalten.“

Für das leibliche Wohl der Besucher des Daimler-Museums sorgt nun Michael Braun als Geschäftsführer der neu gegründeten MB-Museumsgastronomie. Braun hatte pikanterweise zuvor für Sarah Wiener als Küchenchef in Bad Cannstatt gearbeitet. Sarah Wieners Unternehmenssprecherin gibt eben Braun die Schuld an den Verstößen gegen die Daimler-Richtlinien: „Schwierigkeiten hatte die lokale Niederlassungsleitung in Stuttgart zu verantworten, die nicht mehr für unser Haus tätig ist, sondern vielmehr jetzt im Auftrag der Daimler AG die Gastronomie weiterführt.“ Michael Braun wollte sich auf StZ-Nachfrage dazu nicht äußern. Dass ein Mitarbeiter seines Teams Sarah Wiener angeschwärzt habe, könne er sich aber nicht vorstellen.

Ehemaliger Geschäftsführer kritisiert Daimler

Michael Braun hat in Stuttgart für kurze Zeit im Gourmetrestaurant 5 gekocht, ehe er sich mit dem Lokal Brauns an der Hauptstätter Straße selbstständig machte. Das Restaurant existierte nur für wenige Monate. Neben seiner neuen Geschäftsführertätigkeit in der Daimler-Gastronomie berät er auch das neue Lokal Goldrausch des Friedrichsbau Varietés auf dem Pragsattel. Dort hat Oliver Haug das Sagen.

Hier schließt sich der Kreis in Bezug auf Sarah Wiener: Haug war bis 31. März Geschäftsführer für Sarah Wiener in Stuttgart. Zu möglichen Verstößen gegen Daimlers strenge Arbeitszeitregelung wollte sich Haug auf Nachfrage nicht äußern. Die Arbeitsbedingungen unter Sarah Wiener seien aber keinesfalls unmenschlich gewesen. „Bei uns herrschten dieselben Herausforderungen wie in anderen Gastronomiebetrieben. Es ist völlig blauäugig zu denken, dass man als kleiner oder mittelständischer Gastronomiebetrieb mit Acht-Stunden-Schichten am Tag auskommt“, so Haug.