Der Mers-Erreger breitet sich in der arabischen Welt immer mehr aus. Dort Leben die einhöckrigen Kamele oft eng zusammen mit den Menschen. Während beim Dromedar keine Symptome beobachtet werden, führt es bei etwa jedem dritten infizierten Menschen zum Tod. Eine weltweite Epidemie wird nicht erwartet.

Stuttgart - Das Dromedar hat in Saudi-Arabien einen ganz besonderen Stellenwert: Die Menschen lieben diese einhöckrigen Kamele und leben auf engstem Raum mit ihnen zusammen. Das hat mit den nomadischen Wurzeln der Bevölkerung zu tun. Doch nun sollten die Menschen beim Umgang mit den Tieren vorsichtiger sein. Denn mittlerweile ist klar, dass die Höckertiere ein todbringendes Virus auf den Menschen übertragen können. Es handelt sich um Mers (Middle East Respiratory Syndrome Virus), ein Coronavirus so wie Sars, das Ende 2002 in China auftauchte und sich in den folgenden Monaten in zahlreichen Ländern verbreitete und mit großer Mühe eingedämmt wurde.

 

Das neue Coronavirus Mers sorgt nun vor allem im Nahen Osten für Beunruhigung. Das saudiarabische Gesundheitsministerium teilte am Wochenende mit, es seien fünf weitere Menschen an dem Virus gestorben, insgesamt stieg die Zahl der Todesopfer in dem Land damit auf 168. Die Zahl der Infektionen wurde mit 529 angegeben. Drei der jüngsten Todesfälle, zwei ältere Männer sowie eine 80-jährige Frau, kamen aus der Hafenstadt Dschidda. Doch auch in den USA und in Europa, unter anderem in den Niederlanden, wurde das Virus nachgewiesen. Allerdings handelt es sich um Fälle, die aus arabischen Ländern zurückgekehrt waren.

Bekannt ist Mers seit dem Jahr 2012, als ein junger Mann an einem damals noch unbekannten Erreger verstarb. Identifiziert wurde ein neues Coronavirus, Mers. Auch in Deutschland wurden vor zwei Jahren, von den Medien eher unbemerkt, zwei infizierte Menschen behandelt. Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde ein Patient aus Katar mehrere Wochen in einer Klinik in Nordrhein-Westfalen behandelt und schließlich als geheilt entlassen. Ein weiterer Patient aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der in einer Münchner Klinik versorgt wurde, starb. In beiden Fällen hatten sich keine weiteren Menschen angesteckt, weder Verwandte noch das behandelnde medizinische Personal. Daher, so das RKI, bestehe in Deutschland kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung.

Allerdings scheint sich das Virus seit Ende März diesen Jahres schneller zu verbreiten als im Jahr zuvor. Woran das liegt, ist den Experten nicht ganz klar. Der Erreger könnte sich verändert haben und etwa leichter von Mensch zu Mensch übertragen werden. Möglich ist aber auch, dass sehr viel mehr Personen getestet werden, da die medizinischen Behörden vor allem auch in Saudi Arabien aufmerksam geworden sind. „Während von März 2012 bis März 2013 monatlich höchstens fünf Fälle gemeldet wurden, stieg die monatliche Zahl ab April 2013 auf zehn bis zwanzig Fälle an. Seit April diesen Jahres ist die Fallzahl um weit über 100 neue Fälle sprunghaft angestiegen“, meldet das RKI. Bei den Neuansteckungen handele es sich meist um medizinisches Personal. Die Angst vor einer Ansteckung hat daher in manchen Ländern auch dazu geführt, dass potenziell infizierte Patienten abgewiesen wurden. Im Jemen ist eine zweifache Mutter an den Folgen einer Mers-Infektion gestorben, nachdem ihr mehrere staatliche Krankenhäuser die Behandlung verweigert hatten. Schließlich sei die Frau in einer Privatklinik in der Hauptstadt Sanaa gelandet, berichtete ein jemenitische Nachrichtenportal. Dort seien die Ärzte nicht auf Mers spezialisiert gewesen und hätten die Frau nicht mehr retten können.