Mitte Dezember wurde die deutsche Journalistin Mesale Tolu aus türkischer Haft entlassen. Die Anklage warf ihr Nähe zum Terrorismus vor. Nach Deutschland ausreisen kann sie nicht. Ein Alltag zwischen Familie und zermürbendem Warten.

Istanbul - Der kleine Serkan wimmert im Halbschlaf und umklammert die Hand seiner Mutter, die ihren Arm deshalb nicht aus dem Kinderwagen ziehen kann. „Anders kann er nicht schlafen“, sagt Mesale Tolu entschuldigend. „Er hat immer noch Angst, dass wir wieder verschwinden.“ Ihr Ehemann Suat schaukelt den Kinderwagen, damit der Dreijährige sich beruhigt. Keinen Augenblick lassen die Eltern ihn mehr alleine, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurden – Suat vor sechs Wochen und Mesale schließlich Mitte Dezember. Nur zu dritt gehen sie aus dem Haus, damit der Kleine sicher sein kann, dass Mama und Papa da sind.