Wurden sie Opfer ihrer eigenen Courage? Ein 19-Jähriger sticht im Bietigheimer Bürgergarten auf zwei Männer ein, als diese einen Streit schlichten wollten. Ein Opfer kommt mit lebensgefährlichen Verletzungen am Hals ins Krankenhaus.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Bietigheim-Bissingen - Sie wollten ihren Freund vor einem Messerstecher retten – und hätten ihren couragierten Einsatz beinahe mit dem Leben bezahlt. Zwei junge Männer sind am Freitagabend im Verlauf einer gewaltsamen Auseinandersetzung in Bietigheim-Bissingen mit einem Messer attackiert worden. Ein Opfer, ein 22 Jahre alter Mann aus Bietigheim, schwebte zunächst in Lebensgefahr, ist aber nach Angaben der Ludwigsburger Polizei inzwischen über dem Berg. Sein 21-jähriger Begleiter aus Löchgau kam ebenfalls schwer verletzt ins Krankenhaus. Der mutmaßliche 19-jährige Täter wurde nach kurzer Fahndung noch am Freitag festgenommen und ist in Untersuchungshaft. Er wird sich voraussichtlich wegen versuchten Totschlags verantworten müssen.

 

Ausgangspunkt war ein Streit zwischen dem 19-Jährigen und einem anderen jungen Mann im Bietigheimer Bürgergarten. Über die Hintergründe sei noch nichts bekannt, erklärt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. „Wir gehen aber davon aus, dass die beiden sich kennen.“ Im Verlauf der Konfrontation soll der 19-Jährige schließlich das Messer gezogen und seinen Kontrahenten bedroht haben. Zwei Freunde des Mannes, die späteren Opfer, sahen dies, eilten zur Hilfe – und wurden damit selbst zur Zielscheibe des äußerst aggressiven 19-Jährigen. „Den exakten Hergang muss die Kripo noch ermitteln“, sagt Widenhorn. Mehrere Unbeteiligte hätten die Vorgänge beobachtet und würden nun als Zeugen vernommen.

Der mutmaßliche Messerstecher ist vorbestraft

Bekannt sind indes die Folgen, und diese sind gravierend. „Der 22-Jährige erlitt eine lebensbedrohliche Schnittverletzung am Hals, der 21-jährige eine schwere Verletzung am Oberkörper“, erklärt die Heilbronner Staatsanwaltschaft. Der junge Mann, den der 19-Jährige zunächst bedroht hatte, blieb unverletzt.

Der Messerstecher ist zwar vorbestraft, aber bislang nicht mit Gewaltakten oder Körperverletzungen aufgefallen, sondern mit Betrugsdelikten. Bei der Festnahme stellten die Beamten bei ihm ein Klappmesser sicher. „Es ist noch unklar, ob es sich dabei auch um die Tatwaffe handelt“, sagt Widenhorn.

Auch der Täter musste ins Krankenhaus

Auch eines der beiden Opfer ist vorbestraft – wegen Körperverletzung. Dennoch geht die Polizei nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen davon aus, dass keiner der beiden aktiv an der Auseinandersetzung beteiligt war oder selbst aggressiv aufgetreten ist. Dafür gebe es keine Hinweise.

Wurden die Zwei also Opfer ihrer eigenen Zivilcourage? „Fakt ist, dass sie in dieser bedrohlichen Situation dazwischen gegangen sind, weil sie ihrem Freund helfen wollten“, betont Widenhorn. Der mutmaßliche Täter kam am Freitagabend ebenfalls zunächst in ein Krankenhaus, weil er sich bei seiner Attacke offenbar selbst mit seinem Messer verletzt hatte. In der Klinik überreichte ihm die Polizei dann den von der Heilbronner Staatsanwaltschaft ausgestellten Haftbefehl.