Köpfe schütteln, Luftgitarre spielen, dazu hüpfen auf Musik von Manowar oder Rammstein: Metalza ist das Zumba für Metal-Fans. Den ersten Kurs Baden-Württembergs gibt es in Ludwigsburg.

Ludwigsburg - „Und wir schrubbeln die Gitarre passend zur Musik“, gibt Franziska Mückusch das Kommando. Ein Arm ist dabei ausgestreckt, der andere lässt die Hand zappeln. Dann wirft sie den Kopf nach hinten und macht einen sogenannten Swingaround: Sie lässt den Kopf in einer fließenden Bewegung von der linken zur rechten Schulter kreisen. Ihre offenen, blonden Haare fliegen dabei wild durch die Gegend. Luftgitarre, Headbanging: Die Szene wirkt, als wäre sie auf einem Metal-Festival. Gerade, wenn man bedenkt, dass dazu ein Song der Old-School-Metal-Band Manowar läuft: „Kings of Metal“.

 

Die Szene spielt aber nicht beim Wacken Open Air, bei Rock am Ring oder Co., sondern in einer Turnhalle des Athletik-Sportvereins Oßweil ASV. Was Mückusch – oder Franzi, wie sie hier von allen genannt wird – hier anleitet, ist der Kurs Metalza. Das Kunstwort erinnert an das Fitness-Konzept Zumba, das Elemente der Aerobic mit lateinamerikanischen Tänzen verbindet – nur bei Metalza ist es eben Heavy Metal. Das Konzept wurde vor vier Jahren in Hessen von Susanne Koller erfunden. Ebenso wie Zumba ist es marken- und urheberrechtlich geschützt. Die Trainer sind Franchise-Nehmer, sie bekommen die Choreografien und dazu passende Songs geliefert, beispielsweise von Rammstein, Rob Zombie oder Disturbed. In Ludwigsburg gibt es das Heavy-Metal-Workout seit März. Die 34-jährige Mückusch hat das Konzept auf einem Festival kennengelernt: Die Erfinderin Koller bot es bei den Metaldays in Slowenien quasi als Morgengymnastik an.

An diesem heißen Abend in Oßweil hätte Franziska Mückusch ihren Kurs gerne nach draußen verlegt. Auf der Wiese des ASV werfen aber gerade die Sportler von den Highlandgames ihre Hämmer – der ASV hat ein Faible für ungewöhnliche Sportarten. Dann eben Metalza in der Halle. Sechs Leute sind an diesem Abend dabei, fast alle aus Ludwigsburg. Nicht jeder der Teilnehmer möchte seinen vollen Namen in der Zeitung lesen. Auffällig ist, dass fast alle Kopfschüttler schwarz tragen – richtige Metaler eben.

Der ASV scheint ein Faible für ungewöhnliche Sportarten zu haben

Zwischen 15 und 57 Jahre alt sind die Teilnehmer, die regelmäßig kommen. Jeder hat einen anderen Grund, dabei zu sein. Bettina beispielsweise findet „die Musik beim Zumba unerträglich“. Kathrin stört sich an den Bewegungen anderer Angebote: „Hintern wackeln, shake it baby“, das sei nicht ihr Ding. Miriam ist Anfängerin und lobt Mückuschs Kurs: „Du hast es hinbekommen, dass ich mich als Neuling nicht völlig daneben gefühlt habe“. Dabei sind die Bewegungen durchaus gewöhnungsbedürftig: Aerobic-Hüpfer, Thaibox-Kicks, dazu ein bisschen Piloxing – eine ebenfalls markenrechtlich geschützte Kombination aus Pilates und Boxen – das alles im Takt zu harten Metal-Riffs. Und der wichtigste Move zwischendrin darf nicht fehlen: Das Headbanging. So nennen Schwermetallfans das wilde Vor- und Zurückwerfen des Kopfes, idealerweise mit einer ebenso wilden Haarpracht bestückt. Aber Vorsicht: „Macht runde Bewegungen, keine abgehackten, sonst belastet ihr eure Nackenmuskeln zu sehr“, warnt Mückusch vorab. „Kannst du Stopp sagen, wenn wir aufhören sollen? Wir sehen das ja mit den Haaren im Gesicht nicht“, fragt Miriam.

Ein Teilnehmer ist überzeugt: Aerobic ist nicht für Männer gemacht

Ganz andere Probleme hat Holger, kurze Haare und der einzige Mann in der Gruppe: „Bei einigen Schritten setzt es bei mir einfach aus“, sagt er. Er ist überzeugt: „Einige Aerobic-Sachen sind für Männer nicht gemacht.“ Trotzdem ist er mit Freude dabei. Er ist ein Freund Mückuschs und hat mit ihr die ersten Schritte des Programms in ihrem Keller geprobt.

Die Metalza-Truppe sucht derzeit noch neue Teilnehmer. Sie trifft sich jeden Samstag von 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr in der Halle des ASV Oßweil, Walter-Flex-Straße 75.