So politisch wie in diesem Jahr waren die Golden Globes wohl selten. Neben Initiativen wie „Me too“ und „Time’s up“ gegen sexuelle Belästigung bekommen auch andere Aktivistengruppen eine Bühne. Auch modetechnisch setzten die Stars ein Statement.

Beverly Hills - Die Verleihung der Golden Globes stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der jüngsten Skandale um sexuelle Belästigung in der Film- und Fernsehbranche. Viele Schauspielerinnen traten am Sonntagabend (Ortszeit) in Solidarität mit den Opfern solcher Übergriffe in schwarzen Kleidern auf den Roten Teppich. Mehrere Hollywoodstars nahmen zudem Aktivistinnen mit zu der Gala. Und auch die Moderator Seth Meyers nannte den „nicht anwesenden Elefanten“ im Raum gleich zu Beginn beim Namen.

 

Es sei das erste Mal seit drei Monaten, dass männliche Stars keine Angst haben müssten, wenn ihr Name laut vorgelesen werde, so Meyers auf der Bühne im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles. Er begann seinen Eröffnungsmonolog mit den Worten „Guten Abend Ladies und übrig gebliebene Gentlemen!“. Meyers schoß bei seiner Eröffnung auch verbal gegen einige Nominierte und US-Präsident Donald Trump - und natürlich den Filmproduzenten Harvey Weinstein.

Raunen im Publikum

Er wolle den „nicht anwesenden Elefanten“ gleich adressieren, so Meyers. Weinstein werde bei der Gala wohl erst wieder für Aufmerksamkeit sorgen, wenn er in 20 Jahren beim Rückblick auf die Verstorbenen ausgebuht werde. Der Scherz sorgte für Lacher und ein Raunen im Publikum.

Die Frauen, die an diesem Abend versammelt seien, seien nicht wegen des guten Essens hier, sagte Globe-Gewinnerin Frances McDormand („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“). „Wir sind hier wegen der Arbeit.“ Als sie danach gefragt wurde, ob eine Gefahr bestehe, dass Hollywood bald wieder zur alten Ordnung zurückkehre, erklärte McDormand, es gebe keinen Rückweg. Es müsse auf die beste Art und Weise vorangehen.

Mit „Me too“ eine Bewegung gestartet

US-Schauspielerin Michelle Williams, die ebenfalls in schwarz erschien hatte als Gast Tarana Burke, die Gründerin der „Me too“-Bewegung, dabei, die nach den Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gegen den prominenten Produzenten Harvey Weinstein, ähnliche Fälle in Hollywood und darüber hinaus angeprangert hatte. „Wir sind hier wegen Tarana“, sagte Williams dem TV-Sender E!. „Weil Tarana eine Bewegung gestartet hat.“

Mit der Unterstützung Hunderter Frauen aus der Filmbranche wurde am vergangenen Montag zudem die Initiative „Time’s up“ gegründet, die der Belästigung von Frauen in der Filmindustrie und im Berufsalltag ein Ende setzen will.

Diese Initiative sei eine Inspiration gewesen, die Sache noch weiter zu tragen und auf die wichtige Arbeit anderer NGOs hinzuweisen, hieß es am Sonntag in einer Erklärung der Schauspielerinnen und Aktivistinnen, die sie auf dem Roten Teppich begleiten sollen. Ziel sei es, den öffentlichen Diskurs weg von den Tätern hin zu den Opfern zu lenken.

Macht-Ungleichgewicht anprangern

Meryl Streep kam mit Ai-jen Poo, der Direktorin der National Domestic Workers Alliance, die sich für die Rechte von Haushälterinen, Pflegerinnen und Kindermädchen einsetzt. Sie trage schwarz, um Solidarität mit denen zu zeigen, die versuchen, das Macht-Ungleichgewicht, das zu sexuellen Missbrauch führe, anzuprangern, so Streep. Dagegen gemeinsam hier in schwarz zu stehen, sei ermutigend.

Amy Poehlers Gast war Saru Jayaraman, die Präsidentin der Organisation Restaurant Opportunities Centers, die eine bessere Bezahlung für Angestellte im Gastgewerbe fordert. Emma Stone brachte die frühere Tennisspielerin und Aktivistin Billie Jean King mit, die sie in dem Film „Battle of the Sexes - Gegen jede Regel“ verkörperte.

Auch einige Männer trugen ein komplett schwarzes Outfit: „Game Of Thrones“-Star Kit Harington kam im schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd und gleichfarbiger Fliege. Alfred Molina, Nick Jonas und Bob Odenkirk taten ihm gleich. „Es ist auf eine Weise unsere Art von Solidarität“, sagte Molina. Es sei jedoch nur eine kleine Geste. Dass er schwarz trage, ändere gar nichts, so Molina. „Ich denke es ist wichtig, Frauen wissen zu lassen, dass du zuhörst und ihnen glaubst.“