Auf einer zweitägigen Konferenz in Stuttgart haben sich Vertreter aus 35 europäischen Ballungsräumen mit der aktuellen EU-Politik beschäftigt. Sie fordern mehr Gehör in Brüssel.

Stuttgart - Wenn es um die Förderung durch die Europäische Union geht, denkt man zumeist an unterentwickelte Gebiete. Doch auch die wirtschaftsstarken Zentren wollen in Brüssel wahrgenommen werden – und an die Fördertöpfe herankommen. Deshalb haben sich 45 europäische Metropolregionen und Ballungsräume zu dem Netzwerk Metrex zusammengeschlossen. Der Verband Region Stuttgart ist seit 18 Jahren dabei, Regionaldirektorin Nicola Schelling ist Vorsitzende von Metrex. Nun waren 100 Vertreter von 35 Metropolregionen aus 19 Nationen auf einer zweitägigen Konferenz des EU-Netzwerks in Stuttgart.

 

Motoren für Wachstum

Nachhaltige Mobilität, Stadt-Umland-Beziehungen, Digitalisierung und grüne Ausgleichsflächen: die Herausforderungen, vor denen wirtschaftsstarke Ballungsräume in Europa stehen, machen nicht an Ländergrenzen Halt. „Die Belange der Metropolregionen müssen auf europäischer Ebene ein großes Gewicht innehaben“, betonte Schelling, „sie sind Motoren für Wachstum und Innovation in ganz Europa sowie zentrale Säulen der EU.“

Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 soll die zukünftige europäische Stadt- und Raumentwicklungspolitik aktualisiert werden. Nach den Worten des polnischen Vorsitzenden der Urban Intergroup im Europäischen Parlament, Jan Olbrycht, brauche man dafür einen rechtlichen Rahmen für die praktische Umsetzung mit klaren Verantwortlichkeiten und die nötigen finanziellen Mittel. Die Metrex-Vertreter forderten die EU auf, nicht nur auf einzelne Städte zu blicken, sondern die Verflechtung der Zentren mit ihrem Umland stärker zu berücksichtigen. Allerdings wurde auch betont, dass die Stadtregionen nicht nur als „Motoren für wirtschaftliches Wachstum, Wohlstand und Innovationen“ wichtig seien, sie spielten auch eine Schlüsselrolle für ökologische Nachhaltigkeit und das gesellschaftliche Zusammenleben.

Wenn ein Betrieb 25 000 neue Arbeitsplätze bringt

Im Rahmen der Konferenz stellte die Region Stuttgart mehrere Projekte vor: die Remstal-Gartenschau als Beispiel für die interkommunale Entwicklung einer grünen Infrastruktur, die Gigabit-Region Stuttgart, das Smart-City-Aktivitäten in Ludwigsburg und das Bahnprojekt Stuttgart 21.

Ein Blick in die USA zeigte, welche Dimensionen eine einzige Unternehmensentscheidung für eine ganze Region haben kann. Northern Virginia als Partnerregion der Region Stuttgart zeigte, wie die Ansiedlung des zweiten Amazon-Hauptquartiers in Arlington vorbereitet wurde und welche Herausforderungen sich mit den etwa 25 000 neuen Arbeitsplätzen ergeben.