Die Initiative „Rettet das Metropol“ hat zur Kundgebung geladen – und viele Unterstützte zeigten Flagge für einen Kulturort im einstigen Kino.

Stuttgart - Eine Salsa Cubana geht immer! Mit Camilla Cabellos Hit „Havana“ eröffnete Saxofonistin Moni Ramoni schwungvoll die Kundgebung „Rettet das Metropol“, zu der die gleichnamige Stuttgarter Initiative vor das Kino in die Bolzstraße geladen hatte. Das legendäre Lichtspielhaus schloss Ende vergangenen Jahres seine Tore. Und zahlreiche Unterstützer waren gekommen, um für dessen Erhalt als Haus der Begegnung, des Films und anderer Künste Flagge zu zeigen.

 

„Kultur ist Aufklärungs- und Bildungsarbeit gegen Rassismus, das ist in diesen Zeiten dringend nötig“, so Kolumnist Joe Bauer, der die Kundgebung moderierte. Er erinnerte an die Geschichte des Metropol, das 1846 als Centralbahnhof eröffnet, die weite Welt nach Stuttgart brachte, hinter seiner Fassade ab 1926 den architekturgeschichtlich bedeutsamem Ufa-Palast beherbergte, das größte Lichtspielhaus Süddeutschlands mit 7000 Plätzen. In nächster Nähe zum Hotel Marquardt, damals erstes Haus am Platz, in dem Prominente wie Franz Liszt, Richard Wagner und andere ein und aus gingen. „Vergessen wir nicht, dass hier auch mal Varieté gespielt wurde, das bedeutet Vielfalt“, so Bauer. An einem solchen Ort für Kultur und Begegnung störten sich unterschiedlichste Menschen nicht, sondern inspirierten sich gegenseitig.

Online-Petition für Erhalt des Kinos gestartet

Gensch nahm den Faden auf. Der Filmemacher hat eine – an den neuen Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper gerichtete – Online-Petition gestartet, um Unterschriften für einen Erhalt des Metropols zu sammeln. Dieses sei in den letzten Jahren Schauplatz der wichtigen Filmfestivals in Stuttgart gewesen, betonte er – vom Internationalen Trickfilmfestival über die Filmschau Baden-Württemberg bis zum Indischen Filmfestival oder dem SWR Doku Festival mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis. Zwar scheine die Lage nun hoffnungsvoller als vor einigen Wochen, so Gensch. Sah es doch so aus, als ob in den denkmalgeschützten Bau eine Boulderhalle kommen sollte, die Eigentümerin, Union Investment, verhandelte mit der Element Boulders GmbH.

Jetzt gehe es auch um Alternativen für die Kletterer. „Noch ist die Zukunft des Metropol als Kulturort nicht gesichert“, so Gensch. Das passiere erst, wenn die Union Investment mit kommerziellen Kinounternehmern verhandle, die bereit seien, das Metropol als Filmtheater weiterzuführen. „Oder wenn die Stadt Stuttgart das Kulturdenkmal anmietet und eine Ort für Filme und Kultur schafft.“ Vieles könne er sich darin vorstellen, unter anderem auch eine neue Heimat für das sehnsüchtig vermisste Kommunale Kino.

Ansprachen voller Leidenschaft

Wie essentiell alle Kultursparten als geistige Heimat seien, unterstrich unter anderem Schauspieler Walter Sittler, während Künstlerin Eva Castellano und Filmproduzent Ümit Uludag hervorhoben, dass eine Stadtgesellschaft Räume brauche, in denen nicht nur Kunst aller Art frei stattfinden können, sondern auch der Diskurs mit dem Publikum. Leidenschaftliche Ansprachen, die in einem heißen Finale gipfelten: Tim Helebrand jonglierte mit brennenden Stäben zu Folkrhythmen von Akkordeonvirtuose Stefan Hiss im Duett mit Moni Ramoni.