Lieber ein Metropolexpress oder eine S-Bahn von Calw nach Stuttgart? Im Renninger Gemeinderat ist man sich uneins. Eine andere Frage bleibt vorherrschend.

Der Tenor aus dem Kreis Calw ist eindeutig: Ein Metropolexpress (MEX) ist das Mittel der Wahl, um eine sinnvolle, gut genutzte Verbindung von Calw nach Stuttgart zu schaffen und die Verkehrswende zu erreichen. Und nicht, wie bisher fest angedacht, eine Verlängerung der S-Bahn. Doch wie sieht es im Kreis Böblingen, speziell in Renningen, aus?

 

Beim MEX handelt es sich um eine Form von Regionalzug, der Zentren außerhalb Stuttgarts mit der Landeshauptstadt und dem S-Bahn-Netz verbindet. Außerhalb des S-Bahn-Netzes halten die Züge an allen Bahnhöfen, innerhalb nur an wenigen ausgewählten. Bei einem Infoabend der Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn, die die Entwicklung der Hesse-Bahn seit Jahren aktiv unterstützt, haben nun sogar zwei namhafte Politiker aus dem Kreis Böblingen eine Lanze für den MEX gebrochen: Christian Walter, Bürgermeister von Weil der Stadt, und Dieter Maurmaier, für die FDP im Gemeinderat Leonberg und im Kreistag Böblingen. Politiker aus Renningen waren an diesem Abend nicht dabei. Das Thema bleibt in der Rankbachstadt dennoch hochaktuell.

Renningen von der „Sprinter-S-Bahn“ abgeschnitten

Renningen nimmt in der Diskussion um Zugverbindungen nach Stuttgart eine gesonderte Rolle ein. Die Stadt ist ein wichtiger Knotenpunkt, an dem sich die S 60 und die S 6 aufteilen. Doch von der neuen S-Bahn-Linie S 62, die die S 6 ergänzen und entlasten und langfristig bis Calw weitergeführt werden soll, ist die Stadt bislang abgeschnitten. Die sogenannte Sprinter-S-Bahn beginnt in Weil der Stadt und fährt ohne Halt weiter nach Leonberg. Aus organisatorischen Gründen ist das notwendig, sagt der Verband Region Stuttgart. Ein künftiger Stopp in Renningen soll nach Abschluss der Arbeiten zu Stuttgart 21 möglich werden, bisher aber ohne Garantie.

Die Frage, welche Verbindung für Renningen und die Region am besten wäre, bewegt den Gemeinderat daher schon seit Längerem. Anfang des Jahres hatte der Gemeinderat die Bitte an das Ministerium und weitere Verantwortungsträger in Sachen Bahnverkehr formuliert und beschlossen, „die Vor- und Nachteile der beiden grundsätzlich möglichen Lösungen einer verbesserten Bahnverbindung von Calw über Renningen zum Hauptbahnhof Stuttgart darzulegen“.

Gemeint sind S-Bahn und MEX. Eine Antwort steht jedoch bis heute aus. „Eine schnelle, durchgängige Bahnverbindung von Calw über Renningen bis zum Hauptbahnhof Stuttgart sollte das Ziel bleiben, um eine möglichst attraktive Verbindung für Pendlerinnen und Pendler zu schaffen“, sagt Jan Hambach, Fraktionsvorsitzender der SPD, auf Anfrage. „Leider gab es auf unseren Vorstoß, die im Raum stehenden Varianten genauer zu prüfen, keine wirkliche Reaktion des Verkehrsministeriums.“

Keine Rückmeldung vom Verkehrsministerium

Derzeit gebe es noch extrem viele Unwägbarkeiten, weshalb sich die SPD bei den Präferenzen noch nicht festlegen will. In einem Punkt ist sich die Fraktion aber sicher und geht damit Hand in Hand mit den Forderungen der BAUS: „Was kurzfristig auf jeden Fall vorangetrieben werden muss, ist der Bau eines zweiten Gleises zwischen Malmsheim und Weil der Stadt zur Streckenentlastung.“

Ebenfalls einig sind sich alle Fraktionen, dass die Anbindung von Renningen ganz oben auf der Agenda stehen muss. „Ziel muss sein, dass es, egal bei welcher Lösung, Haltestellen in Renningen und Malmsheim gibt“, formuliert es Ralph Geyer für die CDU-Fraktion. Wer sich bereits heute zum MEX bekennt, sind die Frauen für Renningen. „Die Anbindung Calw-Stuttgart sollte eine schnelle Verbindung sein, damit sie genügend genutzt wird“, sagt Resi Berger-Bäuerle. „Nur so bekommen wir mehr Nutzer des ÖPNV, nur so gelingt der Umstieg auf die Schiene.“

Frauen für Renningen: „Nur so gelingt der Umstieg auf die Schiene“

Die FfR sehen mehr Vorteile beim MEX als bei der S 62. „Eine schnelle Verbindung ohne Halt in Renningen ist für uns nutzlos.“ Die Freien Wähler dagegen haben sich vom Thema MEX mental bereits verabschiedet: „Es verfestigt sich der Eindruck, dass allein die vereinbarte Stufenlösung eine Realisierungschance hat“, sagt Marcus Schautt, Sprecher der Freien Wähler. „Dies vermittelt jedenfalls das, immerhin grün geführte, Verkehrsministerium.“ Vor diesem Hintergrund unterstütze die Fraktion einen absehbaren Ausbau der S-Bahn nach Calw.