Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg verlängert mit dem Trainer. Dieser sticht damit die die Rivalen Roel Moors und Martin Schiller aus.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Zuletzt schlugen sich sogar einige Göttinger Basketballfans auf die Seite der MHP Riesen und drückten dem Ludwigsburger Bundesliga-Rivalen für den Einzug ins Play-off-Halbfinale schon mal die Daumen. Aus purem Eigeninteresse. Denn dann, so das Kalkül, bleibt Riesen-Trainer Josh King im Amt, und der Göttinger Roel Moors wird folglich nicht als sein Nachfolger benötigt.

 

Am Donnerstag gab es erst einmal Entwarnung. Die MHP Riesen Ludwigsburg haben nämlich schon vor dem Start der Viertelfinalserie am Dienstag in Oldenburg für klare Verhältnisse gesorgt und beschlossen, mit Josh King ein Jahr zu verlängern.

Der fünfte Bundesliga-Platz steht auf der Habenseite

Der Vereinsvorsitzende Alexander Reil sagte dazu: „Wir haben in den letzten Wochen gute und auch sehr selbstkritische Gespräche geführt, um die abgeschlossene Hauptrunde zu analysieren. Gleichzeitig hat uns das darauf aufbauende Konzept für nächste Saison überzeugt. Und unter dem Strich steht ein sehr guter fünfter Platz nach der Hauptrunde.“ Das ist Fakt. Zudem sei man nie an dem Punkt gewesen, nicht mit dem 37-Jährigen weiterzumachen, so Reil.

Also Fortsetzung mit King – und nicht etwa mit dem als Alternative gehandelten Belgier Moors (Reil: „Ein interessanter Trainer“) und auch nicht mit dem Dritten im Bunde, Martin Schiller, der wie King eine Vergangenheit als Co-Trainer (2015 bis 2017) bei den Riesen hat. Der Österreicher war bereits vergangene Saison ein Kandidat für die Nachfolge von John Patrick. Nun ist er zudem ohne Verein, nachdem er beim spanischen Club Saragossa früh in der Saison entlassen worden ist. Alles kein Thema mehr: King bleibt am in Ludwigsburg Ball.

Formidabler Start, Einbruch in der Weihnachtszeit

Das ist im Sinne der Kontinuität eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, wenngleich es auch Gründe für eine Trennung gegeben hätte, trotz der Play-off-Teilnahme. Diese war nach der Zäsur im vergangenen Sommer, als Erfolgscoach John Patrick nach fast zehn Jahren die Riesen verließ, alles andere als selbstverständlich.

Kings Mannschaft legte einen formidablen Start hin, doch um die Weihnachtszeit kam ein Bruch ins Spiel. Der mündete im Ausscheiden in der Champions League im dritten und entscheidenden Spiel gegen Limoges, nachdem die Riesen bereits mit 22 Punkten geführt hatten – ein Novum in der Geschichte dieses internationalen Wettbewerbs. Zumindest aber rief die Mannschaft im Schlussspurt der Saison nochmals die eine oder andere Willensleistung ab, obwohl speziell die Leistungsträger Jhonathan Dunn und Prentiss Hubb weit von ihrer Bestform entfernt sind.

Überhaupt fehlte zuletzt der sogenannte Go-to-Guy, der Unterschiedsspieler, den fast alle anderen Teams besitzen, nur die Riesen eben nicht (mehr). Daran änderten auch die personellen Nachverpflichtungen von Sam Waardenburg, Tommy Kuhse und Will Cherry wenig. Das ist sicher ein Punkt, den man King anlasten kann. Andererseits haben sich die deutschen Spieler im Team wie etwa Kapitän Yorman Polas Bartolo, der nun bereits in die vierte Saison mit den Riesen geht, Jonathan Bähre und Jacob Patrick, der im Sommer wohl aufs College wechseln wird, unter King besser entwickelt als unter dessen Vorgänger.

Blick nach vorne

So oder so: Die Schonzeit ist vorbei, der Druck wächst, doch King betont stets: „Druck ist bei jedem Verein, das ist in Ludwigsburg nicht anders.“ Dessen ist sich der Coach bewusst und blickt deshalb lieber nach vorne: „Wir haben die gesamte Saison hart für die Play-offs gearbeitet, es ist nach der Vertragsverlängerung, die für mich eine große Verantwortung und Ehre ist, eine Pflicht, alles für das Erreichen des Halbfinales zu geben.“

Auf die Frage, ob er wie bei Vorgänger Patrick auch eine fast zehnjährige Zusammenarbeit in Ludwigsburg für möglich halte, antwortete Alexander Reil zum Abschluss: „Wenn der Trainer gute Arbeit abliefert, dann gerne.“ Auch unter John Patrick sind anfangs die Bäume nicht gleich in den Himmel gewachsen. Es dauerte dreieinhalb Jahre, bis Patrick die Mannschaft erstmals auf Platz fünf der Abschlusstabelle führte. So gesehen steht es in diesem Fernduell 1:0 für King.