Ludwigsburgs Neuzugang führt beim 94:80-Sieg in der Basketball-Bundesliga gegen Telekom Bonn am Ende fast alle Punktewerte an.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Als das Riesen-Talent Ariel Hukporti gleich zu Beginn des zweiten Viertels nach nur 90 Sekunden Einsatz auf der Trage das Parkett der MHP-Arena verlassen musste, schien der Zug schon endgültig abgefahren zu sein für die Ludwigsburger Basketballer. Schließlich brachte der Center mit zwei gelungen Korbversuchen nach einem 18:25-Rückstand wieder etwas Hoffnung unter die 3240 Zuschauer.

 

Doch im Nachhinein lobte Trainer John Patrick nicht nur den erst 17-Jährigen, sondern meinte: „Vielleicht war es sogar die Wende, weil wir den Schwachpunkt der Bonner erkannt haben.“ Den Gegner nämlich auch am Korb endlich mal unter Druck zu setzen, jedenfalls leuchtete am Ende gegen Telekom Bonn ein nicht erwartetes 94:80 (42:42) auf der Anzeigetafel auf. In der Basketball-Bundesliga stehen nach zwei Spielen zwei Siege, die nach einer eher verkorksten Vorsaison leise Hoffnungsschimmer wecken, dass es dieses Mal wieder in eine andere sprich bessere Richtung gehen könnte.

Nicht nur was die Ergebnisse angeht, sondern auch das Auftreten der Mannschaft, die nach einem erneuten Totalumbruch in Ansätzen schon harmoniert als Team. So trugen sich alle elf eingesetzten Spieler in die Korbschützenliste ein – wann hat es das letztmals gegeben?

Spektakulärer Thomas Wimbush

Die Antwort bleibt offen, im Gegensatz zu einer anderen. Neuzugang Nick Weiler-Babb, der zur Halbzeit noch null Punkte auf dem Konto hatte, explodierte danach förmlich und schaffte ein so genanntes Triple-Double (dreifaches Doppel), das zwar auch bei der aktuellen Kunstturn-WM vorkommen könnte, aber im Basketball schlicht und ergreifend für gleich drei zweistellige Werte in relevanten Statistiken steht: in diesem Fall zehn Punkte. elf Rebounds und zwölf Assists. Um zu demonstrieren, dass dies alles andere als alltäglich ist, sagte Patrick: „Das gibt es zum ersten Mal seit ich hier bin.“ Und das sind nun immerhin schon fast sieben Jahren. Und war umso erstaunlicher, als der Spieler nach seinem Salto über die Bande in der Pokalpartie vor einer Woche und der daraus resultierenden Handverletzung erst am Donnerstag wieder trainieren konnte und nicht ganz im Vollbesitz seiner Kräfte war. Das macht Lust auf mehr.

Genau wie sein kongenialer Partner Thomas Wimbush, der noch ein wenig einer Wundertüte gleicht. Er dominierte im starken Schlussviertel, in dem er 13 seiner 22 Punkte beisteuerte, mit teilweisen spektakulären Dunks und plötzlich auch präzisen Drei-Punkte-Würfen, nachdem die Bilanz von außen lange Zeit zu wünschen übrig ließ, am Ende war es immerhin eine Quote von 38 Prozent – und Patrick betont: „Im Training treffen wie noch besser.“

Zu wenig Center-Spieler

Wobei die Mannschaft aufpassen muss, die Distanzwürfe nicht zu übertreiben, auch wenn sie unter dem Korb sicher noch ihre Schwächen hat, weil mit Jonas Wohlfarth-Bottermann (6 Punkte) nur noch ein etatmäßiger Center zur Verfügung stand. Ob das ein Dauerzustand bleiben wird, muss sich zeigen und hängt wohl auch vom weiteren Saisonverlauf ab, wobei Patrick nicht unbedingt als Freund von den reinen Center-Spielern gilt. Doch der umfunktionierte Hans Brase ist auf dieser Position eben nur eine Notlösung und spielte nur knapp zehn Minuten, während bei den Spielmachern der US-Neuling Jairus Lyles (2) sicher am meisten Luft nach oben hat.

Aber die Saison ist noch lange, auch ohne internationalen Wettbewerb wie in den letzten Jahren. Wobei das kein Nachteil sein muss. Denn die Leistungsexplosion seiner Mannschaft brachte Patrick fairerweise auch in Zusammenhang mit dem Gegner. Der zuletzt noch Champions- League-Qualifikation (erfolgreich) bestreiten musste und so vier Spiele in neun Tagen in den Beinen hatte.

„Das machte sich vielleicht bemerkbar“, sagte Patrick, der die Belastung aus eigener Erfahrung nur zu gut kennt. So gesehen könnte die Pause in Europa durchaus gut tun. Am Samstag jedenfalls war es für die Fans das ideale Einstandsgeschenk in die Saison, und für David McCray das perfekte Abschiedsgeschenk als langjähriger Teamkapitän. Dessen Trikot wurde unter der Halle verewigt mit der Nummer 4, die nicht mehr vergeben wird. Wobei: bei vier Punkten möchte die Mannschaft nicht stehen bleiben.