An diesem Sonntag beginnt für die MHP Riesen Ludwigsburg der Pflichtspielernst mit dem nationalen Pokalwettbewerb. Es hat sich einiges getan im Basketball seit Saisonschluss Ende Juni.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Ludwigsburg - Basketball-Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg startet am Sonntag (15 Uhr) in Weißenfels gegen s.Oliver Würzburg in den BBL-Pokalwettbewerb. Es ist das erste Pflichtspiel seit der Finalniederlage um die deutsche Meisterschaft gegen Alba Berlin am 28. Juni – mit einem fast komplett neuen Kader.

 

Europa Auch der internationale Basketball bleibt von der Corona-Pandemie nicht verschont. Dass die Königsklasse Euroleague mit 18 Teams aus zehn Nationen vor einer Herausforderung steht, bekam sie gleich nach dem erste Spieltag am 1. Oktober zu spüren, inzwischen meldet bereits ein halbes Dutzend Mannschaften Corona-Infektionen, darunter auch die Spitzenteams des FC Barcelona und ZSKA Moskau, die im direkten Duell aufeinandertrafen (was aber vorerst nur zur Pause der Spieler, nicht der kompletten Teams führt). „Mit dem Risiko leben wir jetzt“, sagte Moskaus deutscher Nationalspieler Jens Voigtmann. Fragt sich, wie lange, angesichts des Mammutprogramms von 34 Spielen für jede Mannschaft, darunter aus der Bundesliga der Meister Alba Berlin und der gesetzte FC Bayern München. Die Verantwortlichen haben schon mal die Regularien für Problemfälle festgezurrt. Sollte ein Team zum dritten Mal nicht antreten können, droht genauso eine 0:20-Niederlage am grünen Tisch, wie wenn die Mannschaft nicht die Mindeststärke von acht Spielern aufbieten kann. Das könnte erst der Anfang einer chaotischen Saison werden. Da darf sich Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil bestätigt fühlen, der für sein Team auf eine internationale Teilnahme verzichtet hat, „weil zu viele Risikofaktoren vorliegen“. Damit standen die Riesen nicht alleine: Auch mögliche internationale Anwärter aus der BBL wie Rasta Vechta, die Skyliners Frankfurt oder EWE Oldenburg verzichteten auf das Ticket für die europäische Bühne, sodass mit den beiden Euroleague-Startern Berlin und Bayern noch Ratiopharm Ulm (Eurocup) und Brose Bamberg (Champions League) am Start sind – vier Teams also, nachdem es im Vorjahr noch doppelt so viele waren.

Turbulente Saison droht

Bundesliga Die Ludwigsburger konzentrieren sich auf die Meisterschaft und den nationalen Pokal und starten als Vizemeister in die neue Saison – der sportlich größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Der trug sicher dazu bei, dass die Sponsoren zum größten Teil treu blieben, allen voran Namenspatron MHP. Dass das in diesen Zeiten besonders wichtig ist, steht außer Frage – da mit Zuschauereinnahmen nicht seriös kalkuliert werden kann. Zuletzt planten die Riesen mit knapp 1000 Besuchern, doch auch diese Quote wackelt, weil im Kreis Ludwigsburg die Corona-Zahlen zuletzt ebenfalls über die kritische Marge angestiegen sind. Vorteil für Ludwigsburg: „Wir kalkulieren bereits seit Jahren sehr konservativ und haben zudem gut gewirtschaftet“, sagt Sprecher Lukas Robert.

Trainer Patrick muss flexibel sein

Doch auch sportlich muss Trainer John Patrick flexibel sein. Das ist er gewohnt. Wie jedes Jahr kam es zum großen Umbruch. Vor allem die Abgänge von Topscorer Khadeen Carrington (zum spanischen Meister Baskonia) und vom MVP des Final-Turniers Marcos Knight (zum französischen Spitzenclub AS Monaco) wiegen schwer. Aber auch der Verlust von Nick Weiler-Babb, der dank einer Ausstiegsklausel zum BBL-Topteam Bayern München wechselte, tut weh. In Jaleen Smith und dem neuen Kapitän Jonas Wohlfarth-Bottermann blieben nur zwei Vollprofis aus dem Kader der vergangenen Saison. Nach der Trennung von vier zunächst eingeplanten Spielern (wie Tres Demps) kam noch der Kreuzbandriss von Neuzugang Javontea Hawkins erschwerend dazu. Dies führte zu diversen Nachverpflichtungen wie Jordan Hulls, Andrew Warren und dem 38-jährigen Tremmel Darden zu Beginn dieser Woche. Damit sind die möglichen sechs Ausländerplätze zunächst einmal belegt – vier Nachverpflichtungen sind im Laufe der Saison jedoch noch möglich.

BBL-Pokal Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Das Motto gilt im Basketball besonders. Jahrelang rekrutierten sich die Teilnehmer aus den sechs besten Teams der Vorrunde, die in drei K.-o.-Duellen aufeinandertrafen und dann mit dem Ausrichter das Top Four ausspielten. Im vergangenen Jahr kehrte man schließlich zum traditionellen Pokalmodus zurück, an dem die 16 Bundesligisten der Vorsaison (ohne Absteiger) im K.-o.-System ab Achtelfinale den Sieger (Alba Belin) ermittelten. In dieser Saison nun wird der Wettbewerb, auch Corona-bedingt, sozusagen als Generalprobe der Saison (Start für die MHP Riesen am 6. November daheim gegen BG Göttingen) vorgeschaltet: mit vier Vorrundengruppen, aus denen sich die Sieger für das Final-Four (1. und 2. November) in München qualifizieren. Die Ludwigsburger haben dabei mit s.Oliver Würzburg (18. Oktober, 15 Uhr in Weißenfels) und vor allem Ratiopharm Ulm (24. Oktober, 20.30 Uhr in Ulm) sowie Bamberg (25. Oktober, 20.30 Uhr in Ulm) eine starke Gruppe erwischt.