Mit „Zehn nackte Friseusen“ sorgt Mickie Krause 1999 erstmals für Furore am Ballermann. Mittlerweile gehört er dort zum festen Inventar und pendelt mit seinen 50 Jahren noch immer zwischen zwei Welten.

Berlin/Münster - Wer mit Mickie Krause sprechen will, muss an seiner Familie vorbei: „Ich frühstücke noch, können wir in 15 Minuten telefonieren“, fragt der Entertainer freundlich. Der gedeckte Frühstückstisch steht in der Gemeinde Wettringen, rund 30 Kilometer entfernt von Münster. Hier wohnt, quasi anonym und zurückgezogen, einer der erfolgreichsten Partysänger des Landes. An diesem Sonntag (21. Juni) wird Krause 50 Jahre alt.

 

Privat ist Michael Engels Familienmensch, seit fast 30 Jahren verheiratet, hat vier Kinder, wohnt im Einfamilienhaus mit Garten, geht in die Kirche, nimmt am Dorfleben teil. Spießig würde er das  nicht nennen. Bodenständig schon eher. Westfälisch halt. „Mir ist es wichtig, den Respekt vor der arbeitenden Gesellschaft nicht zu verlieren. Ich haue die Kohle nicht raus, sondern gehe damit vernünftig um.“

Sein Geld verdient Engels seit rund zwei Jahrzehnten unter seinem Künstlernamen. Und mit Perücke auf dem Kopf, um seine Privatsphäre zu schützen. „Irgendwann habe ich gemerkt: Es ist wichtig, nicht 24 Stunden Mickie Krause zu sein, sondern auch die Möglichkeit zu haben, ein anderer Mensch zu sein“, sagt der Sänger. 

Texte wurden mit den Jahren deutlich braver

Der will schon zu Pfadfinder-Zeiten unbedingt auf die Bühne, tritt später in Clubs auf und hat seine eigene Schlagerband („Erika Rehbein & das Schlagerkarussell“). Sein erster großer Hit als Mickie Krause, „Zehn nackte Friseusen“, schlägt 1999 nicht nur am Ballermann ein, sondern landet auch in den Charts.

Freche Texte und anzügliche Reime („Zehn nackte Friseusen, mit richtig feuchten Haaren“) werden zur Erfolgsformel des gelernten Erziehers und Textilveredlers. Der Song „Finger im Po, Mexiko“ ruft sogar den mexikanischen Botschafter auf den Plan. „Ich sehe das so wie Karl Dall: Ich schäme mich für nichts, was ich musikalisch mal gemacht habe“, sagt Krause heute. „Wir wollten auch mit der Musik damals nicht provozieren oder polarisieren.“

Dennoch ändert der Partysänger mit den Jahren seinen Stil. Lieder wie „Schatzi schenk mir ein Foto“ und „Eine Woche wach“ gehören am Ballermann oder beim Après Ski nach wie vor zu den angesagtesten Ohrwürmern, sind textlich aber deutlich braver. „Das hat mir Türen geöffnet, die vorher verschlossen waren.“

Aufhören will Krause auch mit 50 nicht

Mittlerweile wird der Mallorca-Star in den ZDF-Fernsehgarten oder zu Florian Silbereisen eingeladen. Einen Höhepunkt seiner Karriere erlebt Krause, der mit 15 Jahren mal „Bravo Boy“ war, 2013. Da heizt er dem „Wetten, dass...?“-Publikum in der Stierkampfarena von Palma ein.

Nach seinem Auftritt übernachtet der Entertainer nicht auf seiner Finca, sondern fliegt direkt zurück nach Wettringen. Die rund 8000 Einwohner feiern am gleichen Abend Ortsjubiläum. Stargast ist weit nach Mitternacht: Mickie Krause. „Natürlich gibt es Momente, in denen man schon mal abhebt. Aber dann kommen die Kumpels und holen einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück“, sagt Krause über sein Leben zwischen Malle und Münster.

Seinen 50. Geburtstag wollte der leidenschaftliche Marathonläufer nicht etwa im „Megapark“ mit Tausenden von trinkwütigen Malle-Urlaubern feiern, sondern auf einem Landgasthof in seiner Heimat. Rund 200 Gäste waren bereits eingeladen, eine Liveband bestellt, Hotels reserviert. Dann kam Corona. Die Ballermann-Saison ist vorerst gestrichen, die Geburtstagsparty verschoben. Gefeiert wird jetzt im kleinen Kreis auf Norderney. 

Ans Aufhören denkt Krause auch mit 50 nicht. Das verbindet ihn mit Mallorca-Legende Jürgen Drews (75), der ebenfalls zurückgezogen im Münsterland wohnt. „Mein Rentenbescheid wird 2037 fällig, da werde ich 67“, meint Krause. „Vielleicht ist die Corona-Zeit schon Teil meiner Frührente, in der ich mich darauf vorbereiten kann.“