Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt haben vom neuen Jahr an den Mietspiegel „Filder“. Haus und Grund begrüßt dies. Was das für Betroffene bedeutet.

Filder/Esslingen - Stolze 10,67 Euro kalt zahlen Mieter in Leinfelden-Echterdingen durchschnittlich und 10,07 Euro in Filderstadt pro Quadratmeter. Mit dem neuen Jahr tritt der Mietspiegel „Filder“ in Kraft, der in Leinfelden-Echterdingen und in Filderstadt erstellt wurde. Zuvor war in den beiden Städten der Mietspiegel von Stuttgart angewandt worden. Das Problem dabei war, dass mehr und mehr Gerichte den pauschalen und undifferenzierten Verweis auf den Mietspiegel einer anderen Stadt nicht mehr akzeptierten.

 

Menschen wurden zur Miete befragt

Für die Erstellung des Mietspiegels „Filder“ wurde das Institut ALP für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH beauftragt. Zur Datenerhebung wurden im Juni 2021 rund 9000 Fragebögen an Vermieter (4300) und Mieter (4700) versendet. Die Fragen drehten sich um die Höhe der Miete und die Ausstattung der Wohnungen. Die Erhebung lief bis September 2021. Der verwertbare Rücklauf belief sich auf 938 Datensätze (Leinfelden-Echterdingen: 493 Datensätze, Filderstadt: 445). Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwas mehr als zehn Prozent. Laut dem ALP Institut war die Rücklaufquote damit vergleichbar mit anderen Städten, beispielsweise Esslingen oder Ulm. Die Datengrundlage sei für die Erstellung eines Mietspiegels ausreichend gewesen.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Was der neue Mietspiegel bewirken kann

Dem vorgelegten Entwurf für die Städte Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt und einem Inkrafttreten zum 1. Januar 2022 haben beide Gemeinderäte nun zugestimmt. „Das ist ein echter Mehrwert für unsere Stadt“, sagte Carl-Gustav Kalbfell, Bürgermeister in Leinfelden-Echterdingen. Pünktlich zum Jahreswechsel solle auch der Online-Zugriff auf den Mietspiegel über die Homepage der Stadt möglich sein. Der Mietspiegel basiert auf Mietverträgen, die innerhalb der vergangenen sechs Jahre geschlossen wurden. Die Monatsmiete überschreitet also bei vielen Wohnungen locker 1000 Euro. Nach zwei Jahren werde der Mietspiegel „geboostert“, also fortgeschrieben.

Transparenz für Mieter und Vermieter

Während der Mietspiegel in Filderstadt ohne viele Worte durchgewunken wurde, wurde er innerhalb der Fraktionen in Leinfelden-Echterdingen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Die Mieten in Leinfelden-Echterdingen sind so teuer wie in Filderstadt oder Stuttgart. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß“, sagte die SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels. Doch immerhin gebe es jetzt Transparenz für Mieter und Vermieter. Für die Kommunalpolitik verdeutliche der Mietspiegel die Notwendigkeit, neuen Wohnraum zu schaffen und bestehenden Wohnraum besser zu verteilen. „Wir müssen etwas gegen die Wohnungsnot tun“, sagte Sinner-Bartels. Ähnlich sah es Edeltraut Reichle-Kanthak (Bündnis 90/Die Grünen). Auch sie betonte die Notwendigkeit für mehr günstigen Wohnraum. Das Problem der teuren Mieten werde mit dem Mietspiegel nicht gelöst, erklärte sie. Der CDU-Stadträtin Marie Céline Kühnel war wichtig, dass der Online-Mietpreisrechner von der Einwohnerschaft angenommen wird.

Haus und Grund Stuttgart, der Haus- und Grundbesitzerverein, begrüßt die Entwicklung in einer Mitteilung vom Mittwoch. Der neue Mietspiegel zeige zum einen, „dass der Wohnungsmarkt regional sehr ähnlich ist“, so der Geschäftsführer Ulrich Wecker. „Zum andern, dass die bis dato in den Filder-Gemeinden praktizierte ersatzweise Anwendung des Stuttgarter Mietspiegels zwar rechtlich auf tönernen Füßen stand, in der Sache aber so falsch nicht war.“ Durch den qualifizierten Mietspiegel werde Rechtssicherheit für Mieter und Vermieter auf einer abgesicherten statistischen Basis hergestellt.