Weissach, Heimsheim und andere Enzkreis-Kommunen wollen ein einheitliches Modell erstellen lassen. In Wurmberg sind die Mieten besonders günstig.

Wohnen und Mieten – im Speckgürtel von Stuttgart ist das ein heikles Thema. Vor allem die Frage, wie hoch ortsübliche Mieten sind und welche Rechte Mieter und Vermieter haben, bewegt die Menschen. Viele Kommunen besitzen jedoch keinen qualifizierten Mietspiegel. Manche Gemeinden wie Weissach haben in der Vergangenheit auf den Mietspiegel benachbarter größerer Städte zurückgegriffen, in diesem Fall auf Leonberg. Das bringt jedoch vermehrt rechtliche Probleme mit sich. Andere Kommunen wiederum, wie Heimsheim, müssen einen Mietspiegel anlegen, weil dort eine Mietpreisbremse gilt.

 

Auf die Initiative der Stadt Heimsheim hin haben sich mehrere Kommunen aus dem Enzkreis ebenso wie Weissach zusammengetan, um einen gemeinsamen Mietspiegel erstellen zu lassen. Dafür gab es Fördermittel vom Land. Das Institut ALP für Wohnen und Stadtentwicklung hat nun einen gemeinsamen Entwurf für die Kommunen Heimsheim, Friolzheim, Mönsheim, Tiefenbronn, Wiernsheim, Wimsheim, Wurmberg und Weissach vorgelegt, der unter anderem am Montag im Gemeinderat Weissach vorgestellt worden ist.

Wichtiges Dokument für Mieter und Vermieter

„In der Bürgerschaft ist das ein gefragtes Thema“, sagte Dominik Karczag, in Weissach eigentlich als Klimaschutzmanager zuständig. Wegen der angespannten Personalsituation im Rathaus kümmert er sich aktuell aber auch um andere Themen. Interessant ist die Information über örtliche Vergleichsmieten nicht nur für die Mieter, erklärte der Amtsverweser Jens Millow, der am Montag souverän seine erste Gemeinderatssitzung leitete: „Es kommt tatsächlich auch die Frage von Bürgern, die eine Wohnung besitzen und sagen: Ich will die jetzt vermieten, was verlange ich denn dafür?“

Für die Erstellung des Mietspiegels wurden knapp 7000 Fragebögen an Vermieter und Mieter gesendet mit diversen Fragen zur Miete und Ausstattung ihrer Wohnungen. Die Rücklaufquote lag bei 14,3 Prozent. „Das klingt nach wenig, aber da die Befragung auf Freiwilligkeit beruhte, ist das im Vergleich eine ziemlich gute Quote“, so Dominik Karczag. Auf dieser Grundlage hat das ALP-Institut für jede Wohnungsgröße zwischen 25 und 140 Quadratmeter eine Basis-Nettokaltmiete pro Quadratmeter errechnet. Anhand einer weiteren Punktetabelle kann jeder die übliche Vergleichsmiete für seine Wohnung individuell berechnen.

Kleine Wohnungen sind am teuersten

Je nach Größe einer Wohnung schwankt die Vergleichsmiete in den acht Kommunen zwischen acht und zwölf Euro pro Quadratmeter. Bekanntermaßen sind die Mieten für kleinere Wohnungen am höchsten, so auch zwischen Heimsheim und Wiernsheim. Bei Wohnungen zwischen 25 und 28 Quadratmetern liegen sie bei mehr als elf Euro. Am niedrigsten, zwischen 8,08 und 8,10 Euro, sind die Werte bei Wohnungen zwischen 85 und 114 Quadratmetern.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Komponenten, die sich auf die Miethöhe auswirken. Ältere Wohnungen, solche ohne Einbauküche oder mit hoher Lärmbelästigung kosten eher weniger, Modernisierungen, ein eigener Garten oder ein zweites WC heben die Quadratmeterpreise an. Eine Punktetabelle gibt einen genauen Einblick darüber, welche Komponente sich wie stark auswirkt und für welche Voraussetzungen es Zuschläge oder Abschläge bei der Miethöhe gibt.

Friolzheim ist noch teurer als Weissach

Besonders stark wirkt sich der Standort aus. Wenig überraschend: Wohnungen in Wurmberg und Wimsheim werden im Durchschnitt deutlich günstiger vermietet als in Weissach oder Heimsheim, was sich entsprechend in der Punktetabelle niederschlägt. Überraschender Ausreißer nach oben: Friolzheim. Hier wohnt es sich durchschnittlich sogar noch teurer als in Weissach und Heimsheim.

„Das war für uns alle überraschend“, sagt Michael Habiger, Leiter des Liegenschaftsamts in Heimsheim. Heimsheim hat die Federführung im Projekt Mietspiegel übernommen. „Wir waren davon ausgegangen, dass Heimsheim oder Weissach ganz oben sind.“ Weissach ist schon wegen des Arbeitgebers Porsche ein gefragter Wohnort, der Nachbarort Heimsheim hat zudem einen direkten Autobahnanschluss. Wo die Ursachen für die hohen Mieten in Friolzheim liegen, geht aus der Statistik allerdings nicht hervor.

In Heimsheim gilt die Mietpreisbremse

Die rechtlichen Konsequenzen, die mit einem qualifizierten Mietspiegel einhergehen, sind unterschiedlich. In Heimsheim, wo eine Mietpreisbremse gilt, ist das Dokument rechtlich bindend. Wer eine Wohnung bei vorhandenem Mietspiegel neu vermietet oder die Miete erhöhen will, muss sich an die Vorgaben darin halten. In Orten ohne Mietpreisbremse sind die Auswirkungen nicht ganz so drastisch. Dennoch haben Mieter dadurch eine größere rechtliche Handhabe, wenn es um die Erhöhung der Miete geht.

Der Entwurf muss nun noch von den anderen teilnehmenden Kommunen genehmigt werden. Bei einheitlicher Zustimmung könnte der Mietspiegel bereits im Dezember veröffentlicht werden, so Michael Habiger.