Die 08/15-Konzepte von Bahn-Chef Rüdiger Grube zum Umbau des Konzerns überzeugen nicht, meint StZ-Berlin-Korrespondent Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Es ist kein Geheimnis, dass der Deutschen Bahn und ihren 300 000 Mitarbeitern schwere Zeiten bevorstehen. Zu viele Qualitätsprobleme, Managementfehler und unnötig lange Streiks hat sich der größte Staatskonzern unter den Augen seiner Aufseher aus Politik und Wirtschaft geleistet. Zu oft und nachhaltig wurden auch treue Kunden enttäuscht und verprellt. Und zu nachteilig für den Schienenverkehr stellt die Bundesregierung seit Jahren die Weichen in der Verkehrs- und Umweltpolitik. Nun ist guter Rat teuer. Der Kahlschlag allerdings, den die McKinsey-Berater in altbekannter Manier vorgeschlagen haben, ist der falsche Weg. Die Deutsche Bahn ist keine x-beliebige Aktiengesellschaft, sondern eines der größten Transportunternehmen Europas, das für die umweltschonende Mobilität in Deutschland eine zentrale Rolle spielt. Hier sind 08/15-Sanierungsrezepte völlig fehl am Platze.

 

Der Bund sollte als Eigentümer der Bahn einen weiteren Rückzug aus dem Schienengüterverkehr ebenso wenig zulassen wie die Schließung von Instandhaltungswerken, schon gar nicht in strukturschwachen Regionen. Wenn es die Regierung mit dem Klima- und Umweltschutz wirklich ernst nimmt, muss vielmehr alles dafür getan werden, dass viel mehr Fracht als bisher über die Schiene rollt anstatt auf überlasteten Autobahnen. Hier besteht jede Menge Nachholbedarf, für die Bahn ebenso wie für die Politik.

Vollkommen falsch ist die geplante Einstellung der Nachtzüge

Vollkommen falsch ist die beabsichtigte komplette Einstellung des gesamten Nachtzugverkehrs. Bisher hat die Bahnspitze immer versichert, man entwickle neue Konzepte für die jahrelang sträflich vernachlässigten Angebote, die inzwischen auch vorliegen, aber nicht mehr umgesetzt werden sollen. Unter dem Druck der schlechten Bilanzzahlen scheinen nun auch hier die Versprechen von gestern keinen Cent mehr wert zu sein.

Auf Konzernchef Grube wirft das erneut kein gutes Licht. Der Bahnlenker hat im Sommer zwar zahlreiche Vorstandskollegen abserviert, trägt aber selbst federführend die Verantwortung für die missliche Lage. Nun will er sich als harter Sanierer eine Vertragsverlängerung sichern. Doch die bisher durchgesickerten Pläne überzeugen nicht. Der Zeit- und Handlungsdruck, der nun von den Bilanzjongleuren mittels fragwürdiger Milliardenabschreibungen erzeugt wird, ist eine altbekannte Masche, um schmerzhafte Einschnitte auch in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Die Kontrolleure sollten darauf nicht hereinfallen – und statt Kahlschlägen eine wirkliche Vorwärtsstrategie für den deutschen Schienenverkehr verlangen.