Im Mineralbad Berg wird ab Anfang August erst die West-, dann die Südquelle in Ordnung gebracht. Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein. S 21 spielt dabei auch eine Rolle.

S-Ost - Mitte 2020“. Beim Eröffnungstermin für das Mineralbad Berg wird Detlef Szlamma keinen Monat präziser. „Wir sagen immer Mitte des Jahres“, sagt der Technische Leiter der Bäderbetriebe Stuttgart und lässt sich nicht auf den jüngst vom Architekten Matthias Burkart genannten Termin 1. Mai 2020 festlegen. Natürlich wolle man in der Freibadsaison 2020 eröffnen und man sei mit der Sanierung des Bades auch auf einem guten Weg, sagt Szlamma. Aber – Mineralquellen lassen sich halt nicht so einfach in Terminpläne pressen. Deswegen beschäftigt sich der Bäderausschuss des Gemeinderats in seiner nächsten Sitzung wieder einmal mit dem Mineralbad und eben jenen Unsicherheiten, die ganz konkret in den Tiefen der West- und der Südquelle verborgen sein könnten.

 

Balkon und Treppe sind der Bohrung im Weg

Der Badebetrieb im Mineralbad Berg ist überhaupt nur dank seiner insgesamt fünf Mineralquellen möglich. Das sind die Ostquelle, die Nordquelle, die Mittelquelle, die Westquelle und die Süd- oder auch Bergerurquelle. Die Mittelquelle war der Grund für die erhebliche Bauverzögerung bei der Generalsanierung des nach dem Gründer auch oft „Neuner“ genannten Bades. An der Quelle mitten im Becken trat Wasser an Stellen aus, wo eigentlich keines sein sollte – die Quelle musste saniert werden. Das ist inzwischen erledigt, das neue Becken nimmt schon Form an. Allerdings müssen auch die Süd- und die Westquelle noch saniert werden. Bei der Südquelle ist das kein Problem, weil sie sozusagen auf der Liegewiese sprudelt.

Die Westquelle allerdings liegt direkt am Ende des Westflügels des Bades. Ohne sie kann das Bad nicht betrieben werden, sagt Detlef Szlamma. Damit dort in die Tiefe gebohrt werden kann, müssen ein Teil des Balkons und die dortige Treppe entfernt werden. Das bedeutet auch, dass beispielsweise der Beckenumgang erst fertiggestellt werden kann, wenn die Sanierung beendet ist. Die Bohrung ist für Anfang August geplant, bis Ende des Jahres sollen beide Quellfassungen wieder wie neu sein. 1,6 Millionen Euro sind für diese Quellsanierungen vorgesehen, Geld, das in den bisherigen Baukosten noch nicht enthalten ist. Deswegen muss der Bäderausschuss diese Maßnahmen noch beschließen.

Was das Bad Berg mit S 21 zu tun hat

Sobald es um die Quellen des Mineralbads Berg geht, kommen immer auch sofort die Bahn und das Projekt Stuttgart 21 ins Spiel. Im Zuge der verschiedenen Planfeststellungsverfahren in den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde festgelegt, dass alle Stuttgarter Mineralquellen – auch die in Bad Cannstatt – permanent überwacht werden müssen, um mögliche Auswirkungen der Tunnelbauarbeiten auf die Quellen sofort feststellen zu können. Die fünf Quellen des Mineralbads Berg sind die höchstgelegenen Quellen in der Landeshauptstadt, einen unvorhergesehen Mineralwasserausbruch an anderer Stelle würde man dort als erstes durch eine geringere Schüttung bemerken.

Weil die Stadt bei der Sanierung in die Quellen eingreifen musste, wurde mit der Bahn für diesen Zeitraum vereinbart, dass das Monitoring der Quellen zwar weiter geht, die Beweislast bei Veränderungen aber bei den Bäderbetrieben und nicht wie sonst im Projektzeitraum S 21 bei der Bahn liegt. Die Vereinbarung wurde mit der DB Projekt Stuttgart-Ulm getroffen, die Wasserbehörde hat das Eisenbahnbundesamt informiert und im Rahmen des wasserrechtlichen Verfahrens beteiligt.

Es gibt noch einen Vertrag, der das „Neuner“ mit dem Bahnprojekt verbindet. Es handelt sich dabei um einen privatrechtlichen Vertrag, den die Projektgesellschaft mit dem damaligen Eigentümer Paul Blankenhorn geschlossen hatte und der dann auf die Bäderbetriebe überging. Darin ist unter anderem der Schadenersatz für den – hoffentlich unwahrscheinlichen – Fall, dass die Quellen durch die S21-Arbeiten versiegen, geregelt.