Die Freunde des legendären Mineralbads werden noch länger nicht mehr dort baden gehen können. Doch für die Probleme mit der Quelle unter dem Außenbecken kann niemand etwas, meint Redakteur Jürgen Brand.

Stuttgart - Schon wieder ein Millionenprojekt in Stuttgart, das nicht rechtzeitig fertig wird. Bis zu einem Jahr könnte sich die von vielen Stammgästen ersehnte Wiedereröffnung des Mineralbads Berg verzögern – eine Hiobsbotschaft für die sehr engagierte Schar der Neuner-Fans. Viele in der Stadt werden jetzt reflexhaft anfangen, die Schuldigen zu suchen und – leider auch immer öfter – auf allen möglichen Kanälen unflätig zu beschimpfen: unfähige Planer, geldgeile Bauunternehmen, verblödete Politiker, und der Oberbürgermeister ist ohnehin an allem schuld.

 

Niemand trägt die Schuld an den Verzögerungen

Im Fall des Mineralbads ist das aber alles Unfug. Die Verantwortlichen der Bäderbetriebe haben die Beschaffenheiten im Vorfeld der Sanierung sehr wohl so genau wie möglich geprüft, um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. Auch die zwei im Bereich der alten Gebäude liegenden Mineralquellen waren mit Kameras untersucht worden. Wären dort löchrige Rohre oder kaputte Quellfassungen entdeckt worden, hätten die darüber liegenden Gebäudeteile abgerissen werden müssen. Dort war und ist aber zum Glück alles in Ordnung. An die Mittelquelle sind die Experten aber schlicht und einfach nicht herangekommen, das Außenbecken des Bads versperrte den Weg. Als es weg war, schaute man genau hin – mit den jetzt bekannt gewordenen Folgen. In der hochsensiblen Gesamtgemengelage Mineralbad, Mineralwasser, schwieriger Untergrund, Quellen und – ja, auch das spielt hier eine Rolle – Stuttgart 21 bleibt den Verantwortlichen auch aus rechtlichen Gründen gar nichts anderes übrig, als sehr sorgfältig die Ursachen für den Wasseraustritt zu erforschen und die schadhaften Bereiche zu reparieren. So viel Zeit muss einfach sein.