Unter dem Weinberg an der Mirabellenstraße in Obertürkheim befindet sich ein Schutzraum. Normalerweise ist die Tür zu. Wir zeigen, wie es drinnen aussieht.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Wie wurden die Bunker gebaut, in denen im Zweiten Weltkrieg Millionen Deutsche Schutz vor Luftangriffen suchten? Beispiele eines Bauwerks finden sich im Bestand unseres Projekts „Stuttgart 1942“. Der Stollen an der heutigen Mirabellenstraße in Obertürkheim wurde just in der Zeit errichtet, als städtische Beamte das gesamte Stadtgebiet dokumentierten. Fotografiert wurden die Maschinen und Bauarbeiter, mutmaßlich Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter.

 

Der betonierte Stollen an der Mirabellenstraße ist nur eines von zehn solchen Bauwerken in Stuttgart, sagt Norbert Prothmann von der „Forschungsgruppe Untertage“. Für die Anforderungen des Zweiten Weltkriegs „war dieser Stollen bombensicher“, so der ein Experte für die hiesigen Schutzbauten.

Wie aber sieht es innen aus? So wie alle anderen entsprechenden Bauwerke ist der Stollen nicht frei zugänglich, sondern nur im Rahmen von Begehungen unter Expertenbegleitung. Der Schauspieler Christoph Hofrichter ist Mitglied des Bezirksbeirats Obertürkheim in der „FrAktion“ und war im Sommer bei einer solchen Begehung dabei. Die Bilder hat er uns zur Verfügung gestellt, wir veröffentlichen sie in der Bilderstrecke.

Zustand ist „überraschend gut“

Die Begehung fand infolge eines vom Bezirksbeirat angenommenen Antrags der „FrAktion“ an – so wie schon vor fünf Jahren. Damals hatte Hofrichter bei der Stadtverwaltung angefragt, ob der Stollen in einem guten Zustand sei (Antwort des damaligen Bürgermeisters Föll: ja) und ob er heute noch dem Schutz der Bevölkerung dienen könne (Antwort: nein).

„Der Zustand des Bunkers ist überraschend gut und laut Experten wäre er in kürzester Zeit nutzbar“, sagt Hofrichter über die Begehung. Wie bei vielen Obertürkheimern ist auch seine Familiengeschichte mit dem Stollen verbunden. Sie überlebte darin die schweren Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs. Im Frühjahr 1944 war das Haus der Familie Hofrichter bei einem dieser Angriffe zerstört.