Die Mischverkehrsfläche, die 2012 für 1,2 Millionen Euro gebaut wurde, wird saniert. Die Pflastersteine in der Tübinger Straße halten den Belastungen des Verkehrs nicht Stand. Nun soll ein belastbarer und optisch schöner Edel-Asphalt die Steine ersetzen.

Stuttgart - Es ist inzwischen ein Bild, an das sich die Passanten in der Innenstadt gewöhnt haben: Schäden auf Straßen und Wegen, in die mit Platten oder Pflastersteinen belegt sind, werden mit Asphalt ausgebessert. Manche nennen das wegen des unschönen Erscheinungsbildes Flickschusterei. Offiziell heißt es dazu: Das Budget für eine Sanierung ist begrenzt.

 

Beispiele gibt es genug. Ob am Karlsplatz oder am Hans-im-Glück-Brunnen. Überall lockern sich die Steine oder springen die Gehwegplatten unter dem Druck von Autos und vor allem Lastwagen. Doch das sind alles Bagatellschäden im Vergleich zu dem, was in der Verkehrsmischzone in der Tübinger Straße passiert ist. „Der Pflasterbelag im Kreuzungsbereich Tübinger-/Christophstraße hält den Belastungen durch den Fahrzeugverkehr nicht stand“, sagt eine Sprecherin der Stadt: „Einige Stellen wurden daher bereits durch Asphalt ausgebessert. Hierfür soll nun eine dauerhafte Lösung gefunden werden.“

Dieses Teilstück der Mischverkehrsfläche zwischen der Querspange und der Sophienstraße wurde erst am 3. November 2012 für den Verkehr frei gegeben. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen bis zu diesem Zeitpunkt betrugen rund 1.2 Millionen Euro. Bund und Land haben das Projekt im Rahmen der Sanierung „Stuttgart 27“ bezuschusst.

Doch nun wird großflächig saniert. Die Pflastersteine werden in der zweiten Jahreshälfte 2019 komplett ersetzt. Der Belag wird mit Asphalt in der Farbe des bisherigen Pflasters erneuert. „Damit werden auch die gestalterischen Anforderungen in diesem Bereich erfüllt“, sagt die Sprecherin. Ein Experte aus dem Tiefbauamt ergänzt: „Der Unterhaltungsaufwand für diese Beläge ist zu hoch. Daher haben wir uns für diese veredelte Form von Asphalt entschieden, der den Ansprüchen der Belastbarkeit, Funktion und der Optik genügen.“

Asphalt ersetzt Steine

Als Beispiel nennt der Mann vom Tiefbauamt einen Teil der Gymnasiumstraße im Hospitalviertel. Aber an anderen Stellen der Stadt habe man gute Erfahrungen mit dem hellen Asphalt gemacht. Etwa in der Tübingerstraße in Höhe der Marienkirche. Allerdings zeigt gerade das Beispiel in der Gymnasiumstraße, dass der Edel-Asphalt schnell dunkler wird und sich der Farbe des normalen Belags angleicht. Das Edle verliert demnach mit der Zeit seine Strahlkraft. Dennoch plane man nun, so der Tiefbauer, weite Teile der Stadt mit dem neuen Asphalt auszustatten.

Ein Architekt aus dem Gerberviertel, der namentlich nicht genannt werden will, schüttelt darüber nur den Kopf. „Wenn man die Pflastersteine richtig verlegt, halten sie auch den Belastungen stand“, sagt er, „ich frage mich, warum es in Städten wie Tübingen funktioniert, in Stuttgart aber nicht.“ Weiter ist er der Meinung, dass die Stadt selbst dafür verantwortlich ist, dass beispielsweise in der Tübinger Straße die Pflastersteine locker sind: „Die großen Kehrmaschinen der Stadt entfernen auch den Sand aus den Fugen. Dann werden die Steine durch die Belastung des Verkehrs, durch die Wendemanöver der Lkw bei der Anlieferung locker.“ Zudem müssten die Fugen regelmäßig gewartet werden.

Die Sprecherin der Stadt hält dagegen: „Der Pflasterbelag hält den Belastungen durch den Fahrzeugverkehr nicht stand. Kehrmaschinen sind hierfür nicht der Grund.“ Auch den städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft, die mit ihren tonnenschweren Müllabfuhrfahrzeugen durch alle Bereiche der Stadt fahren, spricht sie von jeglicher Schuld frei. Zumindest im Gerberviertel. „Auch können wir Müllfahrzeuge ausschließen. In dem Bereich befinden sich keine Müllbehälter, sodass Fahrzeuge nur gelegentlich und nicht im regelmäßigen Turnus den Kreuzungsbereich befahren.“

Der städtische Tiefbau-Experte ergänzt die Verteidigungsrede: „Die Kehrmaschinen schaffen nur den ersten Zentimeter aus der Fuge. Den füllen wird aber immer wieder auf. Allerdings hält das nicht lange.“ Gleichwohl beeinträchtige das nicht die Stabilität des Belags, „sondern ist eher für Schuhe mit einem schmalen Absatz ein Problem“.

Pflaster zu verlegen, ist eine Kunst

In einem Punkt gibt der Tiefbauer dem Architekten jedoch Recht. Pflastersteine oder Gehwegplatten zu verlegen, sei eine Kunst, die vor allem Zeit braucht: „Wenn man Pflastersteine verlegen will, muss man die Straße, den Platz oder den Weg einige Zeit absperren, um der Fuge Ruhe zu geben.“ Diese Zeit, damit sich die Fuge verfestigt, hat man in der stark frequentierten Innenstadt nicht immer. Eigentlich nie. Auch längere Absperrungen, die den Verkehr beeinträchtigen, seien kaum möglich. „Die beste Fuge hat man“, so der Experte vom Tiefbauamt, „wenn oben drauf Moos gewachsen ist.“